Fed-Vizechef Fischer hält Zinsoption offen

Ziele der Notenbank in Reichweite - Inflation gibt Hoffnung - El-Erian warnt vor längerer Niedrigzinsphase

Fed-Vizechef Fischer hält Zinsoption offen

Von Sebastian Schmid, New YorkWenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen in Jackson Hole hat ihr Vice Chairman Stanley Fischer angedeutet, dass ein Zinsschritt im laufenden Turnus absolut eine Option bleibt. Die Ziele der Federal Reserve Bank seien in Reichweite, erklärte er bei einer Ansprache am Aspen Institute in Aspen (Colorado). Bezogen auf die Arbeitsmarktentwicklung gilt dies längst. Fischer erwartet, dass das in den ersten sechs Monaten schwächelnde US-Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr wieder kräftiger ist.Selbst bei der schwachen Inflationsentwicklung sieht Fischer einen Silberstreif am Horizont. Ohne die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise habe die Teuerungsrate zuletzt immerhin 1,6 % erreicht und sei damit ebenfalls in Reichweite des Inflationsziels von 2 % gelangt. Die von Kritikern bemängelte schwache Produktivitätsentwicklung will der Fed-Vizechef nicht überbewerten. Das Wachstum der Produktivität lasse sich mit Geldpolitik nicht antreiben. Dies sei der Politik überlassen.Ökonomen und Marktteilnehmer gehen davon aus, dass Fischers Tenor in etwa den von Chairwoman Janet Yellen spiegelt, die in einigen Tagen eine mit Spannung erwartete Rede auf dem Zentralbankersymposium in Jackson Hole (Wyoming) halten wird. Ein deutlich anderer Zungenschlag als der von Fischer würde auf einen Riss in der Fed hindeuten, den die führenden US-Notenbanker wohl kaum präsentieren wollen. Fischer wertet den Arbeitsmarkt als erstaunlich robust, während das Wirtschaftswachstum eher mäßig sei.Der ehemalige Pimco-Co-Chef Mohamed El-Erian warnte die Fed am Montag in einem Radiointerview derweil vor den Folgen, sollten die Zinsen zu lange auf tiefstem Niveau verharren. Der Chief Economic Adviser des Versicherungskonzerns Allianz sagte, das stärkste Argument für eine Normalisierung des Zinsniveaus sei es, exzessive Risikoaufnahmen zu verhindern. Das geringe Produktivitätswachstum würde El-Erian im Vergleich dazu geringer gewichten.Fischers Rede lobte El-Erian als “exzellent”. Insbesondere, weil dieser die Politik aufgefordert habe, mehr zu tun. “Diese Nachricht muss immer wieder wiederholt werden, in der Hoffnung, ins politische System durchzudringen.” Die Fed hat die Leitzinsspanne zuletzt im Dezember 2015 um einen Viertelprozentpunkt angehoben, nachdem die Zinsen über Jahre nahe null gehalten wurden. In der laufenden Woche steht unter anderem noch die zweite Schätzung für das US-Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal an. In der ersten Schätzung war ein Wachstum um lediglich 1,2 % festgestellt worden.