Fed will Leitzins unverändert lassen

Notenbank erwartet, dass Inflation bei "gesundem Wachstum" wieder 2 Prozent erreichen wird

Fed will Leitzins unverändert lassen

Die US-Notenbank hat nach jetzigem Stand auch im weiteren Jahresverlauf keine Absicht, vom Kurs abzuweichen und eine Zinsänderung zu beschließen. Die Fed rechnet mit “gesundem Wachstum” und erwartet zudem, dass die Teuerungsrate in absehbarer Zeit wieder das Inflationsziel von 2 % erreichen wird. det Washington – US-Notenbankchef Jerome Powell hat Hoffnungen auf eine mögliche Zinssenkung im weiteren Jahresverlauf einen Dämpfer verpasst. Die zahme Inflation der vergangenen Monate könnte nur vorübergehender Natur sein, begründete der Fed-Vorsitzende seinen Hang dazu, auch künftig am bestehenden Leitzins festzuhalten. Zum Abschluss seiner jüngsten Sitzung betonte der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank, dass der Zielkorridor für den Leitzins sich weiterhin zwischen 2,25 und 2,5 % bewegen wird. Seit dem Treffen des Lenkungsgremiums im März hätten das Wirtschaftswachstum und die Neueinstellungen die Erwartungen übertroffen, während der Privatkonsum und die Anlageinvestitionen zu wünschen übrig ließen, hieß es.Bedeutung könnte bei den weiteren Erwägungen dem Arbeitsmarktbericht für April zukommen, der am heutigen Freitag veröffentlicht wird. Erwartet wird höchstens eine geringe Abweichung von der im März gemessenen Erwerbslosenquote, die 3,8 % betragen hatte. Für Optimismus sorgte der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), der für April 275 000 Neueinstellungen im Privatsektor meldete. Unterstrichen wird die positive Stimmung von den Erstanträgen auf Arbeitslosengeld, die vergangene Woche unverändert bei 230 000 lagen und weiterhin Expansion signalisieren.Enttäuschend war aus der Sicht der Märkte lediglich die Feststellung, dass es “keine starken Argumente für Zinsänderungen” gebe, also auch keine Senkung, die zuvor US-Präsident Donald Trump gefordert hatte. Die geringen Preissteigerungen ließen sich insbesondere auf “kurzlebige Faktoren” zurückführen, betonte Powell, unter anderem die volatilen Ölpreise sowie methodologische Änderungen.Ungewöhnlich war der Hinweis auf den “symmetrischen” Charakter des Inflationsziels, welches die Fed bei 2 % festgesetzt hat. Mit der Anspielung bekräftigte Powell die Tatsache, dass die Zentralbank Abweichungen von ihrer Zielgröße, ob es um Unterschreitungen geht oder die Teuerungsrate darüberliegt, dulden würde, ohne einen Kurswechsel vorzunehmen.So hatte die am PCE-Preisindex gemessene Kernrate im März bei 1,6 % gelegen, also deutlich unterhalb der Zielgröße. Angesichts “des starken Arbeitsmarkts und fortgesetzten Wachstums wird die Inflationsrate auf Dauer wieder 2 % erreichen und sich symmetrisch um unser langfristiges Ziel bewegen”, sagte der Fed-Vorsitzende. Dass das FOMC erneut den Zinssatz auf Überschussreserven (IOER) leicht zurückgenommen hat, streng genommen eine rein technische Senkung, wird laut Powell jedenfalls nichts daran ändern, dass sich der Leitzins weiter am oberen Rand des bestehenden Zielkorridors bewegt.Die neuesten Eckdaten liefern jedenfalls sowohl Befürwortern einer Zinssenkung als auch Experten, die für ein Festhalten am bestehenden Kurs plädieren, einige Argumente. So könnten kräftige Produktivitätssteigerungen in der Wirtschaft und als Folge deutlich niedrigere Arbeitskosten Vorboten dauerhaft niedriger Inflation sein. Laut Arbeitsministerium stieg ohne Berücksichtigung des Agrarsektors die Produktivität im ersten Quartal 2019 saisonbereinigt um 3,6 %. Bankvolkswirte hatten ein Plus von knapp 2 % vorausgesagt. Höhere Produktivität drückte die Lohnstückkosten um 0,9 %, ein deutlicher Kontrast zu dem prognostizierten Anstieg um etwa 1,8 %. Gegner einer möglichen geldpolitischen Lockerung weisen auf die deutliche Zunahme der Neuaufträge im verarbeitenden Gewerbe hin, die laut Handelsministerium im März überraschend um 1,9 % kletterten (siehe Grafik). Im Februar war ein Rückgang um 0,3 % gemessen worden.