Fed will Nullzins bis 2022 beibehalten

Wachstumseinbruch von 6,5 Prozent erwartet - Powell: Erholung sollte in zweiter Jahreshälfte einsetzen

Fed will Nullzins bis 2022 beibehalten

Die Währungshüter der Federal Reserve erwarten, dass die US-Notenbank den Leitzins mindestens bis Ende des übernächsten Jahres an der Nulllinie belässt. Neue Fed-Prognosen zeigen das zu erwartende Ausmaß der Rezession. Eine Ausweitung der Anleihenkäufe soll der Wirtschaft weitere Impulse geben. det Washington – Die US-Notenbank Fed will als Reaktion auf die tiefste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise 2009 den Geldhahn weiter aufdrehen. Der Offenmarktausschuss FOMC, das Lenkungsgremium der Notenbank, beschloss bei seiner jüngsten Sitzung, bis einschließlich 2022 am Nullzins festzuhalten. Auch sollen die Anleihenkäufe ausgeweitet werden, um die Wirtschaft mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen.Gleichwohl sagte Zentralbankchef Jerome Powell, dass er bereits im Sommer mit dem Beginn einer Erholung rechne, die sich dann über mehrere Jahre erstrecken werde. Nicht zuletzt deswegen hält Powell einen Negativzins, wie zuvor einige Ökonomen in den Reihen der Zentralbank gefordert hatten, für überflüssig. Debatte über NegativzinsDie Diskussion über die mögliche Einführung eines Negativzinses haben kürzlich Volkswirte der Federal Reserve Bank von St. Louis losgetreten. In einem Forschungspapier schrieben sie, dass eine V-förmige Erholung, in der auf einen tiefen Konjunktureinbruch ein ebenso steiler Aufschwung folgt, nur durch eine Kombination aus “aggressiven Ausgabenprogrammen, insbesondere für die Infrastruktur, und Geldpolitik” möglich sei. Dazu zähle, dass die Notenbank auch einen Negativzins in Erwägung ziehe. Powell hat jede Überlegung zur Einführung eines negativen Leitzinses in den USA, wie ihn etwa die Europäische Zentralbank (EZB) seit einigen Jahren praktiziert, wiederholt zurückgewiesen. Prognose ließ auf sich wartenDer oberste Währungshüter betonte am Mittwoch, dass sich der Konjunktureinbruch im zweiten Quartal voraussichtlich als der tiefste in der US-Geschichte erweisen wird. Zum ersten Mal seit Dezember veröffentlichte die Notenbank neue Konjunkturprognosen, die üblicherweise alle drei Monate aktualisiert werden. So prognostiziert die Zentralbank für das gesamte laufende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,5 %, auf die 2021 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,0 % und 2022 um 3,5 % folgen werde. Dass die Inflation der ultralockeren Geldpolitik nicht im Wege stehen wird, belegen sowohl die Prognosen der Fed, die dieses Jahr mit einer Kerninflationsrate von 1,0 % und 2021 mit 1,5 % rechnet, als auch der jüngste Verbraucherpreisindex. Laut Arbeitsministerium verbilligten sich Konsumgüter im Mai, gemessen an der Kernrate, um 0,1 % zum April. Im Vorjahresvergleich legte der Index um 1,2 % zu und damit deutlich stärker als die Gesamtinflation (+ 0,1 %).Positiver als viele Forschungsinstitute schätzt die Notenbank die Aussichten für den Arbeitsmarkt ein. Zwar hob Powell hervor, dass die für Mai gemeldete Erwerbslosenquote wegen Fehlern bei der Erhebung um etwa 3 Prozentpunkte über den gemeldeten 13,3 % liege. Gleichwohl erwartet die Fed, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende auf 9,3 % und 2021 auf 6,5 % sinken wird. Den langsamen Aufwärtstrend bestätigen auch die weiter rückläufigen Erstanträge auf Arbeitslosengeld. Diese gingen laut Arbeitsministerium vergangene Woche um 355 000 auf 1,54 Millionen zurück. Die Zahl der fortdauernden Anträge sank um 339 000 auf 20,9 Millionen.Nachdem die Notenbank über Jahre ihre im Zuge der Finanzkrise auf Rekordhöhen angeschwollene Bilanz geschrumpft hatte, weitet sie diese nun stärker denn je aus (siehe Grafik). So beschloss die Fed nun, über die bereits mehr als 2,3 Bill. Dollar schweren Käufe in Reaktion auf das Coronavirus hinaus jeden Monat zusätzliche 80 Mrd. Dollar an Staatstiteln und 40 Mrd. Dollar an Anleihen zu erwerben, die mit Hypotheken besichert sind.