Festtagsstimmung in Unternehmen

Ifo-Geschäftsklima gibt allerdings auf hohem Niveau leicht nach - Erste Spuren des Jamaika-Aus sichtbar

Festtagsstimmung in Unternehmen

In den deutschen Chefetagen herrscht im Dezember jahreszeitgemäß zwar Feststimmung, doch ist sie gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex nicht mehr ganz so euphorisch wie noch im Monat zuvor.ba Frankfurt – Am fortgesetzten Aufschwung hierzulande zweifelt derzeit niemand, es fällt den Unternehmen zum Jahresende allerdings schwer sich vorzustellen, dass es noch schwungvoller weitergehen könnte. Dies zeigt sich am Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Dezember etwas stärker als erwartet um 0,4 auf 117,2 Punkte gefallen ist. Ökonomen hatten zwar nach zwei Zuwächsen in Folge mit einem leichten Rückgang gerechnet, allerdings nur auf 117,5 Zähler. Dennoch notiert Deutschlands wichtigster Frühindikator auf dem zweithöchsten Stand seit der Wiedervereinigung.”In der deutschen Wirtschaft herrscht Feststimmung”, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 7 000 Managern. Während die aktuelle Geschäftslage erneut besser als im Vormonat beurteilt wurde, hat sich die Sicht auf die kommenden Monate etwas eingetrübt. Dabei klafften die positiven und negativen Antworten zu den Geschäftsaussichten stärker auseinander als zuvor, berichtet Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. Die zähe Koalitionssuche in Deutschland sorge in der Wirtschaft allmählich für Unbehagen. “Die Wirtschaft wartet auf eine Regierungsbildung”, sagte Wohlrabe. Der Rückgang solle aber nicht überbewertet werden. Denn “wenn die Lage schon sehr gut ist, wird es schwieriger, noch bessere Geschäfte zu erwarten”, sagte WohlrabeDiese Einschätzung teilen auch Volkswirte. Der schärfste Rückgang der Erwartungskomponente seit Januar 2017 – um 0,5 auf 109,5 Punkte – deutet etwa für Carsten Brzeski, Chefökonom der ING-DiBa, darauf hin, “dass sich Unternehmen scheinbar doch um Politik kümmern”. Die Dezember-Umfrage bildet erstmals die Stimmung seit dem Scheitern der Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition ab. Thomas Strobel von der Unicredit erwartet allerdings nicht, dass dieser Effekt anhält, “da die Fundamentaldaten viel zu stark sind, um von der unsicheren deutschen politischen Landschaft im kommenden Monat überlagert zu werden”. Da die Lagekomponente, die um 0,9 auf 125,4 Punkte zugelegt hat, immer noch sehr hoch ist, erwartet Strobel, dass dies “die Unternehmen hinsichtlich ihrer Zukunftsaussichten etwas vorsichtiger machen könnte”. In diesen “schwindelerregenden Höhen” sei es “außerordentlich schwierig, nochmals die Fantasie für weitere Verbesserungen aufzubringen”, meint auch Andreas Scheuerle von der DekaBank. Dies gelinge nur unter den allerbesten Bedingungen, die womöglich nicht gegeben seien: “So zeigen sich in zunehmenden Liefer-, Kapazitäts- und Personalengpässen die Schattenseiten des Booms.”Dass im Dezember die binnenwirtschaftlich getriebenen Sektoren Bau und Einzelhandel einen Stimmungsanstieg verzeichneten, deutet für BayernLB-Ökonom Stefan Kipar unter anderem ein starkes Weihnachtsgeschäft im Handel 2017 an. Die Barometer der eher außenhandelslastigen Sektoren verarbeitendes Gewerbe und Großhandel haben im Dezember nachgegeben, was Kipar als leichte Bremsspuren des stärkeren Euro wertet, die mit Verzögerung eingetreten sind. An der Wachstumsaussage ändere dies alles aber nichts. Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht noch nicht den Beginn eines Abwärtstrends. Zwar sei in der Vergangenheit eine Trendwende des Geschäftsklimas nach unten “meist von rückläufigen Geschäftserwartungen eingeleitet worden”, doch drei Gründe sprechen für Krämer dagegen: “Erstens zeigt der Trend des Ifo-Geschäftsklimas weiter klar nach oben. Zweitens ist die EZB weit davon entfernt, die Konjunktur mit höheren Leitzinsen abzukühlen. Drittens ist der Aufschwung im Rest des Euroraums noch jung.” Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, sieht noch keine Gefahr im Verzug. Es gebe derzeit kaum eine Branche, die nicht gut laufe. Für den Rückgang des Stimmungsbarometers findet er zwei Worte: “endlich” und “gesund”.