Finanzminister Tria wirft Berlin Erpressung Italiens vor
bl Mailand – Der frühere italienische Wirtschafts- und Finanzminister Fabrizio Saccomanni hat Behauptungen seines Nachnachfolgers Giovanni Tria zurückgewiesen, er hab sich bei der Einführung der Bail-in-Regelung bei Bankenrettungen vom damaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble erpressen lassen. “Erpresst? Glauben Sie das wirklich?”, sagte Saccomanni, der heute Aufsichtsratschef der Bank Unicredit ist, bei einer Veranstaltung in Versailles. Es sei damals Konsens gewesen, dass Aktionäre oder Inhaber von Anleihen von Kreditinstituten an den Kosten der Sanierung oder Abwicklung dieser Banken beteiligt werden. Das Verfahren war eingeführt worden, damit nicht immer die Steuerzahler für die Rettung der Institute aufkommen müssen.Tria, der innenpolitisch unter Druck steht und offenbar von seinen Problemen ablenken will, behauptete, Schäuble habe gedroht, bei einer Nichtzustimmung Roms zu dem Plan die Nachricht zu verbreiten, Italiens Bankensystem stehe vor der Pleite. Tria nahm die Behauptung später zurück und ließ verbreiten, er habe sich unglücklich ausgedrückt und keinesfalls Deutschland oder Schäuble beschuldigen wollen.Das Bail-in-Verfahren ist in Italien seit jeher umstritten. Auch die aktuelle Regierung setzt sich über die geltenden Regeln hinweg und will die im Rahmen diverser Bankenpleiten geschädigten Aktionäre und Inhaber von nachrangigen Anleihen im Rahmen eines dafür geplanten Fonds entschädigen. Das ist nach den Regeln nur bei nachgewiesenem Betrug der Anleger möglich. Bankenverbandspräsident Antonio Patuelli sprach sich für Änderungen der Bail-in-Regeln aus. Und Saccomanni wies auf der gemeinsamen Veranstaltung des italienischen Industrieverbands Confindustria und des französischen Arbeitgeberverbands Medef in Versailles darauf hin, dass die italienischen Banken heute viel stabiler seien als damals.