Fitch stuft Bonität Brasiliens noch weiter zurück

Gefahr durch "politisch kontaminiertes Umfeld"

Fitch stuft Bonität Brasiliens noch weiter zurück

lz Frankfurt – Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität Brasiliens erneut heruntergestuft von “BB+” auf “BB”. Da der negative Ausblick beibehalten wird, ist angesichts der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen womöglich schon bald mit einer weiteren Herabstufung zu rechnen. Für das Schwellenland, das zuletzt als ökonomischer Shooting-Star von sich reden machte, im Acronym BRICS den ersten Buchstaben repräsentiert, und bei Anlegern in hoher Gunst stand, ist das ein tiefer Fall in den Junk-Bond-Bereich.Nach Ansicht von Fitch hat zu dieser Entscheidung zum einen die schwierige wirtschaftliche und fiskalische Lage beigetragen, in die das Land durch die Wachstumsschwäche Chinas und die sinkenden Energiepreisen geraten war. Zum anderen hält die politische Unruhe an, weil die Korruptionsermittlungen bis tief ins politische Establishment reichen und derzeit der Impeachment-Prozess gegen Präsidentin Dilma Rousseff vollzogen wird. Eine auf Stabilisierung ausgerichtete Politik ist unter diesen Umständen unmöglich. Und bislang zeichnet sich noch keine Beruhigung ab.Die Ratingagentur hat vor diesem Hintergrund ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt nach unten korrigiert. Statt um 2,5 %, wie noch im Dezember vorhergesagt, wird die Wirtschaft im laufenden Jahr sogar um 3,8 % schrumpfen. Das für 2017 erwartete Wachstum wurde von 1,2 % auf 0,5 % zurückgenommen.Unzufrieden zeigt sich Fitch auch hinsichtlich des Umgangs mit dem Staatshaushalt. Die fiskalischen Ziele seien immer weiter zurückgenommen worden, während zugleich das Defizit in der Sozialversicherung immer weiter anschwelle. Zwar wird für die Jahre 2016/2017 mit 8 % ein etwas geringeres Budgetdefizit wie im vergangenen Jahr mit 10 % erwartet, doch wächst die Verschuldung immer weiter an. Um Wachstum und Finanzen wieder auf Kurs zu bringen, so Fitch, wären große Anstrengungen und viele Reformen nötig. Die seien aber im aktuellen “politisch kontaminierten Umfeld” nicht zu erwarten.