Forscher fordern Bodensteuer
ge Berlin – In den seit Jahren schwelenden Streit um eine gerechte und zeitgemäße Grundsteuer hat sich nun auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit einem klaren Bekenntnis zu einer einzig den Boden als Maßstab nehmenden Steuer eingemischt. Eine Bodensteuer würde demnach nicht nur unbebaute Grundstücke (vor allem in Städten) deutlich mehr belasten – womit der dringend benötigte Wohnungsbau beflügelt und die Zersiedelung gebremst würde. Bei dieser Besteuerung würden auch Investitionen nicht mit einer quasi Sondersteuer beschwert und damit Modernisierungen belohnt. Grundsätzlich würden durch die Bodenbesteuerung Mehrfamilienhäuser entlastet, listet das IW in seiner Untersuchung auf. “Steuervereinfachung”Darüber hinaus erwarten die Forscher, dass der Verwaltungsaufwand mit einer Bodensteuer merklich sinken sollte, weil die mühsame Erfassung von Gebäudewerten künftig entfallen könnte. “Sowohl die Feststellung der Fläche eines Gebäudes als auch die Feststellung des Werts ist für Gebäude sehr aufwendig und streitanfällig”, sagte IW-Immobilienexperte Ralph Henger bei der Vorstellung der Studie “Mehr Boden für die Grundsteuer” in Berlin. Bei einer Bodensteuer reiche es dagegen aus, Größe und Wert der Fläche zu ermitteln – wobei bei den meisten Grundstücken die sogenannten Bodenrichtwerte schon heute im Internet abgerufen werden könnten. “Eine Bodensteuer wäre also kein bürokratischer Kraftakt, sondern eine Steuervereinfachung”, so Henger. Bodenwerte von 1935Wie überfällig eine Reform der Grundsteuer ist, zeigt der seit zwei Jahrzehnten anhaltende Streit über eine gerechte Ausgestaltung. Die Bewertung der Grundstücke geht in Westdeutschland auf das Jahr 1964 zurück, in den neuen Ländern sogar auf 1935. Kein Wunder, dass der Bundesfinanzhof 2014 festgestellt hatte, dass die bisherige Besteuerung nicht mehr verfassungskonform sei. Das Bundesverfassungsgericht wird absehbar im kommenden Jahr über die aktuelle Ausgestaltung der Grundsteuer urteilen. Diese ist mit einem Aufkommen von fast 13 Mrd. Euro jährlich für die Kommunen nach der Gewerbe- und Einkommensteuer die drittwichtigste Einnahmequelle.In der Studie bewerten die Forscher verschiedene Reformvorschläge mit ihren finanziellen Auswirkungen auf die Länder, die Kommunen und die Eigentümer. Im Ergebnis appelliert das IW an die Politik, auch Bodensteuermodelle zu berücksichtigen, die bislang nicht Teil der Reformüberlegungen sind. Alle Alternativen berücksichtigen auch die auf dem Grund und Boden stehenden Gebäude. “Doch genau die Konzepte, die das Gebäude nicht bewerten, sind deutlich besser, denn sie setzen die richtigen Anreize und sind mit deutlich geringerem Verwaltungsaufwand zu realisieren”, sagte Henger. Mietshäuser entlastetIn der Studie untersucht das IW verschiedene Modelle, angefangen bei einem pauschalierenden, wertunabhängigen Modell über eine Kombination aus Bodenrichtwert und pauschaler Gebäudefläche bis zum Verkehrswertmodell, das heutige Verkaufswerte zum Maßstab nimmt. Diese Modelle wurden dann auf Grundstücke für Ein- und Zweifamilien- sowie für Mehrfamilienhäuser und unbebaute Areale durchgerechnet. Während die Bodensteuer Mehrfamilienhäuser entlastet, belastet sie Einfamilienhäuser in teuren Lagen.—– Wertberichtigt Seite 8