Fortgesetzte Stimmungseintrübung im Euroraum
ba Frankfurt – Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich auch im August weiter eingetrübt. Der von der EU-Kommission ermittelte Economic Sentiment Indicator (ESI), der die Stimmung in Unternehmen und privaten Haushalten misst, ist um 0,5 auf 111,6 Punkte gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit August 2017. Volkswirte hatten zwar nicht erwartet, dass die seit Jahresbeginn währende Talfahrt gestoppt werden würde, allerdings nur ein Minus auf 111,9 Zähler prognostiziert. Im Dezember 2017 hatte der Indikator noch mit 115,2 Punkten ein 17-Jahres-Hoch markiert. Klares WachstumssignalDer ESI bleibt damit aber deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten und auch leicht über dem von der EU-Kommission errechneten Normalbereich, der von 90 bis 110 Zähler reicht. Er gibt damit weiter ein klares Wachstumssignal. Im zweiten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum im Quartalsvergleich 0,4 % zugelegt und damit das Wachstumstempo des Startabschnitts gehalten. In den beiden letzten Vierteljahreszeiträumen in 2017 hatte die Euro-Wirtschaft allerdings um je 0,7 % zugelegt. Am 7. September wird das Statistikamt Eurostat über die Hauptaggregate des BIP im zweiten Quartal informieren. Die aktuell immer wieder als Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung genannten Unsicherheitsfaktoren wie Protektionismus, Türkei-Krise, ein harter Brexit und die italienischen Haushaltssorgen scheinen bislang nur einen geringen Einfluss auf das Wirtschaftsvertrauen der Unternehmen und Konsumenten zu haben, urteilte Christian Melzer von der DekaBank.Der Rückgang des ESI im August beruht laut EU-Kommission vor allem auf dem mit 1,4 Punkten deutlich gesunkenen Verbrauchervertrauen. Hintergrund war die unerwartet schlechtere Einschätzung zur Arbeitsmarktentwicklung in den kommenden zwölf Monaten, wohingegen sich am Blick auf die künftige finanzielle Situation, ihre Sparerwartung und die allgemeine Wirtschaftslage kaum etwas verändert hat. Die zuletzt als Sorgenkind geltende exportabhängige Industrie hat mit einem Minus von 0,3 Punkten dagegen den Gesamtindikator weniger stark belastet. Die optimistischere Produktionseinschätzung glich dabei die schwächere Beurteilung des aktuellen Auftrags- und des Lagerbestands aus.Auch bei den Dienstleistern ging der ESI zurück – um 0,6 Punkte. Dahingegen ist der ESI für die Bauwirtschaft (+1,0 Zähler) und den Einzelhandel (+1,4) gestiegen. Die Indikatoren liegen damit aber deutlich über den jeweiligen Mittelwerten und “bringen damit weiterhin eine gute Stimmung in allen Teilsektoren zum Ausdruck”, wie Melzer betont.Die Stimmungseintrübung zog sich im August dabei durch alle Länder. Unter den größten Volkswirtschaften des gemeinsamen Währungsraums blieb der ESI einzig in Deutschland mit einem Minus von 0,1 auf 112,7 Punkte nahezu unverändert. In Frankreich (-1,3 Punkte), Italien (-0,8), Spanien (-0,7) und den Niederlanden (-0,5) zeigten sich leichte Rückgänge. Auch bei Spitzenreiter Malta trübte sich die Stimmung um 0,7 auf 120,7 Zähler ein.Das ebenfalls von der EU-Kommission erhobene Geschäftsklima (BCI), das nur die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe misst, trübte sich ebenfalls stärker als erwartet ein. Der Indikator ist um 0,08 auf 1,22 Punkte gefallen. Ökonomen hatten zwar den dritten Rückgang in Folge erwartet, allerdings mit einem Wert von 1,26 Zählern gerechnet. Vor allem die Bewertung der Auftragsbücher und der bisherigen Produktion habe sich merklich verschlechtert, wohingegen sich die Produktionserwartungen verbesserten, teilte die EU-Kommission mit.