Fortschritte bei Bewältigung der Euro-Krise attestiert

IWF-Chefin warnt aber vor Reformmüdigkeit - Russlands Ministerpräsident wirbt für Investitionen

Fortschritte bei Bewältigung der Euro-Krise attestiert

dpa-afx Davos – Zum Auftakt des diesjährigen Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos hat Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedjew ausländische Investoren zu einem erheblich größeren Engagement in seinem Land aufgerufen. “Wir streben ein jährliches Wirtschaftswachstum von mindestens 5 % an, und dafür brauchen wir große ausländische Investitionen”, sagte Medwedjew am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion zu Chancen und Risiken der russischen Wirtschaft.An der 43. WEF-Jahrestagung beteiligen sich mehr als 2 500 führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Mittelpunkt steht die Suche nach neuen Ideen und Impulsen für mehr Wachstum zur Überwindung der Folgen der Finanzkrise. Zudem beraten die Teilnehmer – unter ihnen fast 50 Staats- und Regierungschefs – über Möglichkeiten zur Stärkung der Abwehrkräfte gegen neue Krisenschübe. Das Motto lautet “Widerstandsfähige Dynamik”.WEF-Gründer Klaus Schwab rief die Spitzenpolitiker und Wirtschaftslenker zu mehr Optimismus und Zuversicht auf. Es gelte, mit Leidenschaft und Dynamik die bei vielen noch anhaltende Krisenstimmung zu überwinden. Den Auftritt Medwedjews leitete der WEF-Chef mit dem Wunsch nach engeren Beziehungen zwischen Russland und der EU ein. “Ich glaube an Russland und sein Potenzial für die Zukunft.” Der russische Regierungschef räumte vor Bankern und Unternehmern ein, dass es in der russischen Wirtschaft sowie hinsichtlich des Investitionsklimas “Ungewissheiten” gebe. Diesem Problem werde man sich aber entschlossen stellen. “Unser Ziel ist es, zu den Top Ten der wirtschaftsfreundlichsten Länder der Welt zu gehören.” Russland arbeite auf “eine vollständige Integration in die globalen Märkte ” hin, versicherte Medwedjew. Er verwies darauf, dass sein Land nach jahrelangen komplizierten Verhandlungen 2012 Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) geworden ist. Langfristig wünsche sich Russland einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit der EU “vom Atlantik bis zum Pazifik”. Weber kritisiert RegulierungIn einer anderen Diskussionsrunde warnte der frühere Bundesbank-Chef Axel Weber vor einer zu starken Regulierung der Finanzbranche. Sollte sie zu eng an die Kette gelegt werden, könne dies langfristig Investitionen in Unternehmen und Infrastruktur abwürgen, sagte der jetzige Verwaltungspräsident der Schweizer Großbank UBS.Der Chef des größten britischen Versicherers Prudential, Tidjane Thiam, kritisierte, einige Auflagen für die Finanzbranche seien nicht miteinander vereinbar. So müssten Banken einerseits ihr Eigenkapital aufstocken. Andererseits dürften Versicherungen als deren größte Anteilseigner ihre Beteiligungen aber nicht erhöhen und nur in Geldhäuser mit Spitzenrating investieren. Damit würden sich die Regulierungsansätze gegenseitig blockieren.Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat Europas “Sorgenkindern” gute Fortschritte bei der Krisenbewältigung bescheinigt. Aber trotz erster Erfolge wie sinkender Kosten bei der Refinanzierung müssten sie auf dem eingeschlagenen Weg bleiben und dürften nicht die Hände in den Schoß legen, warnte sie in einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Die größten Risiken für die Weltwirtschaft sieht Lagarde trotz dieser Fortschritte in den Industrieländern Japan, USA und der Eurozone. “Dort ziehen Bedrohungen am Horizont auf, wenn sie ihren Schwung nicht halten können”, sagte sie. Die aufstrebenden Märkte machten ihr dagegen weniger Sorgen: Diese Länder hätten genügend Polster aufgebaut und könnten von ihren hohen Wachstumsraten zehren. Draghi heute in DavosBundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warnte ebenfalls vor einem Nachlassen der Bemühungen um Wirtschaftsreformen in den am meisten verschuldeten Staaten Europas. Dies wäre “ausdrücklich falsch”, sagte er in einem Interview des SWR vor seiner Abreise nach Davos. Dass es sich lohne, sehe man “auch an der Stabilisierung des Euro insgesamt”. Auf dem Weltwirtschaftsforum will er sich für den weiteren Abbau von Handelsschranken einsetzen.An diesem Donnerstag stehen unter anderem Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Großbritanniens Premierminister David Cameron auf dem Programm. Prominenter Debattenteilnehmer in Davos ist neben Bundeswirtschaftsminister Rösler auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi.