Franken-Schleuse bleibt weit offen

Schweizer Notenbank behält expansiven Kurs bei

Franken-Schleuse bleibt weit offen

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lässt die Geldschleusen unverändert weit offen. Die Lage an den Devisenmärkten bleibe vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheiten in Italien und der protektionistischen Tendenz im Welthandel “fragil”, erkärte SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan gestern in Bern die Entscheidung, das seit dreieinhalb Jahren geltende Negativzinsregime auf unbestimmte Zeit fortzusetzen. Seit Januar 2015 belegt die Schweizer Notenbank die bei ihr deponierten Sichteinlagen der Geschäftsbanken mit einem Strafzins von -0,75 %. Den Zinssatz für unbesicherte Drei-Monats-Franken im Londoner Interbankenmarkt (Libor) steuert sie exakt in der Mitte des Zielbandes zwischen -1,25 % und -0,25 %. Noch bis vor wenigen Wochen glaubten viele Beobachter, die SNB könnte die geldpolitischen Zügel noch vor der Europäischen Zentralbank (EZB) anziehen, die das Ende des Anleihenkaufprogrammes inzwischen auf Dezember 2019 terminiert hat. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Erwartung erfüllen könnte, ist nach der jüngsten geldpolischen Lagebeurteilung der SNB sehr klein geworden. Deutlich stärker als bei seinen letzten Auftritten betonte Jordan gestern die Risiken, denen die Schweiz als “sicherer Hafen” für internationale Investoren derzeit wieder ausgesetzt ist. Im Zuge der gestiegenen politischen Unsicherheit in Italien und der damit verbundenen Spannungen im Euroraum hat der Franken in den vergangenen drei Monaten im Vergleich zum Euro wieder markant aufgewertet. Nachdem ein Euro vor einigen Monaten noch fast 1,20 sfr gekostet hatte, hat die helvetische Valuta inzwischen wieder auf 1,15 sfr angezogen. Die Währung sei aber “insgesamt immer noch hoch bewertet” und “die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, bleibt unverändert notwendig”, sagte Jordan. Erste ÜberhitzungszeichenRichtig wohl ist es der SNB bei ihrem ultraexpansiven Kurs allerdings nicht. Zwar lässt sich die Politik mit der aktuellen Inflationsprognose noch knapp rechtfertigen. Im Jahr 2020 soll die Teuerung nun doch erst bei 1,6 % ankommen, nachdem die Prognose vor drei Monaten noch bei 1,9 % gelegen hatte (im laufenden Jahr wird mit 0,9 % gerechnet). Am Immobilienmarkt zeigen sich allerdings Überhitzungserscheinungen, die der Stabilität des Finanzsektors abträglich sein könnten.