Frankreich erwartet höheres Defizit

Auch Gesamtverschuldung steigt stärker

Frankreich erwartet höheres Defizit

wü Paris – Angesichts des Einbruchs der wirtschaftlichen Aktivitäten während der strengen Ausgangssperre und staatlicher Hilfsprogramme dürfte das Defizit in Frankreich höher ausfallen als bisher angenommen. Haushaltsminister Gérald Darmanin geht inzwischen davon aus, dass es dieses Jahr auf 11,4 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) steigen wird und damit ein Niveau erreichen wird, das Frankreich seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gekannt hat. Zuvor war die Regierung noch davon ausgegangen, dass sich das Defizit von zuletzt 3 % auf 9 % erhöhen werde.Sie bereitet nun den dritten Nachtragshaushalt seit Ausbruch der Coronavirus-Krise vor, um ihn am 10. Juni im Ministerrat zu präsentieren. Der neue Nachtragshaushalt basiert auf der Prognose, dass das BIP der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone 2020 um 11 % einbrechen wird. Die Gesamtverschuldung dürfte ebenfalls höher ausfallen als die bisher erwarteten 115 % des BIP, deutete Darmanin gegenüber dem Fernsehsender France 2 an, ohne genaue Zahlen zu nennen. Letztes Jahr lag die Gesamtverschuldung bei 98,1 %.Das Haushaltsdefizit dürfte in diesem Jahr 220 Mrd. Euro betragen und das Defizit des Sozialversicherungssystems mehr als 52 Mrd. Euro. Die Situation sei aber unter Kontrolle, versicherte Darmanin. Seit der Lockerung der Ausgangssperre sei eine Wiederbelebung der Wirtschaft zu spüren. “Das Wachstum wird wiederkommen.”` Auf den Sparkonten hätten die Franzosen 60 Mrd. Euro, die sie während der Ausgangssperre nicht ausgegeben hätten, sagte er. Da sie sicher Angst um ihre Arbeitsplätze hätten, müsse die Regierung ihnen jetzt das Vertrauen zurückgeben.