NOTIERT IN PARIS

Frankreich startet zur Weltumsegelung

Yes We Cam? Es handelt sich nicht um einen Tippfehler, sondern den Namen des Bootes des bekannten Regattaseglers Jean Le Cam. Er ist einer der 33 Teilnehmer, die am Sonntag von Les Sables-d'Olonne aus zu der alle vier Jahre stattfindenden...

Frankreich startet zur Weltumsegelung

Yes We Cam? Es handelt sich nicht um einen Tippfehler, sondern den Namen des Bootes des bekannten Regattaseglers Jean Le Cam. Er ist einer der 33 Teilnehmer, die am Sonntag von Les Sables-d’Olonne aus zu der alle vier Jahre stattfindenden Hochsee-Einhandregatta Vendée Globe rund um den Globus gestartet sind – ausnahmsweise ohne Zuschauerbeteiligung. 2016 waren es noch 350 000, die den Start in dem Seebad an der Atlantikküste direkt mitverfolgt hatten. Dafür stattete die Patrouille de France, die Kunstflugstaffel der Armée de l’Air, dem Regattafeld kurz nach dem Start einen Besuch ab, um den Teilnehmern für diese von der Corona-Pandemie überschattete Ausgabe Glück zu wünschen. Das werden sie brauchen, denn in der Regel kommt nur die Hälfte der Teilnehmer ins Ziel, der Rest gibt vorher auf. Zu den zehn Favoriten der Regionalzeitung “Ouest France” gehört auch Boris Hermann, der als erster Deutscher an dem legendären Hochseerennen teilnimmt, genau wie die Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Sie ist eine der sechs Frauen, die diesmal dabei sind – ein neuer Rekord.Zusammen mit ihnen sind nicht weniger als 470 000 Vendée-Globe-Fans ebenfalls an den Start gegangen – daheim an ihrem Computer, Smartphone oder Tablet über das Portal Virtual Regatta. “Das sind sehr viel mehr als bei früheren Ausgaben”, sagt Firmengründer Philippe Guigné, der sein erstes Regatta-Videospiel 2006 anlässlich der Route du Rhum lanciert hat. Videospiele wie seine virtuellen Regatten profitieren von der neuen Ausgangssperre, die in Frankreich vor anderthalb Wochen in Kraft getreten ist. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr habe der E-Sport innerhalb von zwei Monaten so kräftig zugelegt wie sonst in zwei Jahren, meint Guigné. Bei Virtual Regatta sind Spieler wie echte Skipper für ihr Boot verantwortlich. Sie bestimmen den Kurs und wechseln je nach Windstärke die Segel aus.Man müsse aber nicht segeln können, sagt Guigné. Selbst jemand, der noch nie den Fuß auf ein Boot gesetzt habe, könne mitspielen. Die Teilnahme ist kostenlos, doch wer sein Boot besser ausstatten will, muss dafür zahlen. Unter den Teilnehmern finden sich jedoch auch etliche bekannte Regattasegler wie François Gabart, Armel Le Cléac’h, Vincent Riou und Loick Peyron. Als Peyron 2008 das Vendée-Globe-Rennen wegen eines gebrochenen Mastes aufgeben musste, habe er ihn gebeten, sein Boot an der Unfallstelle wieder zu erschaffen, um die Regatta wenigstens virtuell zu Ende segeln zu können, berichtet Guigné. Seine Firma beschäftigt inzwischen 15 Mitarbeiter und verdient ihr Geld mit Sponsoring sowie den Zusatzpaketen. 2017 kam sie damit auf einen Umsatz von knapp 1 Mill. Euro.Das ist mehr als das Budget des berühmten Hochseerennens, das für diese Ausgabe von 600 000 auf 800 000 Euro erhöht wurde. Davon erhält der Sieger 25 % als Preisgeld. Für den zweiten Platz gibt es 140 000 Euro, für den dritten 100 000 Euro und danach nimmt das Preisgeld schrittweise bis auf 15 000 Euro für den zehnten Platz ab. Die Teilnehmer, die schlechter abschneiden, teilen sich dann die verbleibenden 100 000 Euro. Die Preisgelder seien damit viel geringer als bei anderen Sportarten, gibt Denis Horeau zu bedenken, der die Vendée-Globe-Regatta von 2004 bis 2016 geleitet hat. So bekäme der Sieger des Tennisturniers Roland Garros 2,3 Mill. Euro und der Gewinner der Tour de France immerhin 500 000 Euro.Im Vergleich zu anderen französischen Regatten ist das Preisgeld jedoch höher. So bekommt der Sieger der Route du Rhum nur 50 000 Euro. Dennoch reicht das Vendée- Globe-Preisgeld nicht aus, um die Kosten für die Teilnahme zu decken. So beträgt das Durchschnittsbudget der Teilnehmer rund 1 Mill. Euro. Die Favoriten investieren jedoch bis zu 10 Mill. Euro. So kostet allein ein neues Boot der 60 Fuß (18 Meter) langen Imoca-Klasse 5 bis 7 Mill. Euro, während gebrauchte Rennyachten für weniger als 500 000 Euro zu haben sind. In diesem Jahr haben acht Teilnehmer komplett neue Boote, 20 gebrauchte und fünf ältere Modelle, die zwischen 1998 und 2006 gebaut worden sind. 19 Boote sind mit Foils (Tragflügel, die Auftrieb erzeugen und für mehr Geschwindigkeit sorgen) ausgestattet, die allein zwischen 200 000 und 250 000 Euro kosten.