Frankreich verschärft Coronaregeln

Geschäftsklima erholt sich langsamer

Frankreich verschärft Coronaregeln

wü Paris – In Frankreich hat sich das Geschäftsklima im September weiter aufgehellt, doch der starke Anstieg der Coronavirus-Infektionen und deshalb verschärfte Regeln könnten die Stimmung nun wieder dämpfen. Das Geschäftsklima stieg im Vergleich zu August um 2 Punkte auf 92 Zähler, teilte das Statistikamt Insee am Donnerstag mit.Die nach dem Ende der strengen Ausgangssperre Mitte Mai begonnene Erholung falle jedoch langsamer als in den Vormonaten aus, und die Perspektiven für die nächsten drei Monate seien unsicherer geworden. Gleichzeitig liegt das Geschäftsklima noch immer deutlich unter seinem längerfristigen Durchschnittswert, der bei 100 Punkten liegt. Vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie betrug der Indikator im Februar sogar 105 Punkte.Die neuen Beschränkungen, die Gesundheitsminister Olivier Véran nun für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone verkündete, belasten jedoch die Stimmung. Zudem schnellt die Zahl der Neuinfektionen weiter hoch, auf zuletzt 13 000 innerhalb von 24 Stunden. Am Donnerstag mussten erstmals seit Anfang Juni mehr als 1 000 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Auch wenn das weit entfernt vom Höchststand mit 7 000 Intensivpatienten im Frühjahr ist, drohen die Krankenhäuser in einigen Regionen bald überlastet zu sein. Mit 31 459 Covid-Toten ist Frankreich eines der am stärksten betroffenen Länder in Europa. Eine strenge Ausgangssperre wie im Frühjahr will die Regierung jedoch vermeiden. Deshalb setzt sie jetzt auf lokal begrenzte Maßnahmen. So rief sie für Marseille/Aix-en-Provence sowie für das Übersee-Département Guadeloupe die höchste Alarmstufe aus. Dort müssen ab Samstag alle Bars und Restaurants schließen, zunächst für zwei Wochen.Für den Großraum Paris, Bordeaux, Lyon, Nizza, Lille, Toulouse, Saint-Etienne, Rennes, Rouen, Grenoble und Montpellier gilt eine verstärkte Alarmstufe. Dort müssen Bars um 22 Uhr schließen, Mehrzwecksäle sowie Sporthallen und Fitnessstudios ganz. Treffen in der Öffentlichkeit sind dort auf zehn Personen beschränkt, Großveranstaltungen auf 1 000. Davon betroffen ist auch das auf jetzt verschobene Tennisturnier Roland Garros.In Marseille werden die neuen Beschränkungen als Affront empfunden. Die Stadtverwaltung fordert einen Aufschub von zehn Tagen, bevor sie umgesetzt werden. “Der Staat ist und bleibt an der Seite der von den Maßnahmen betroffenen Unternehmen”, erklärte der mit dem Coronavirus infizierte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire auf Twitter. Er telefonierte am Donnerstag mit Vertretern des Hotel- und Gaststättengewerbes, Fitnessstudiobetreibern und Veranstaltungsorganisatoren. Le Maire rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 10 % in diesem Jahr. Frankreich fahre auf Sicht, urteilt Ökonom Bruno Cavalier von Oddo BHF. “Die Priorität scheint zu sein, Hindernisse für die wirtschaftliche Aktivität so stark wie möglich zu begrenzen.”