Freud und Leid für deutsche Wirtschaft
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Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank im dritten Quartal wohl deutlich stärker wachsen als im zweiten Quartal mit 1,5%. Für das Gesamtjahr könnte das Wachstum demnach aber etwas schwächer ausfallen als das bislang von der Notenbank prognostizierte Plus von 3,7%. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht August und der darin enthaltenen Analyse zur Lage der deutschen Wirtschaft im Sommer 2021 hervor.
Die Wirtschaftsleistung dürfte im Sommer „noch wesentlich kräftiger zulegen als im Frühjahr“, heißt es in dem Bericht. Auf Grundlage von Monatsschätzungen des Bruttoinlandsproduktes (BIP) könnte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal sogar um gut 3% gegenüber dem Vorquartal zulegen, so die Notenbankvolkswirte. Wesentlicher Treiber seien die seit Mitte Mai deutlich gelockerten Eindämmungsmaßnahmen, von denen insbesondere das Gastgewerbe, die Reisebranche und der Einzelhandel stark profitieren könnten. Zudem seien die Auftragsbücher im Bau und in der Industrie gut gefüllt.
Für das Gesamtjahr allerdings fällt die Einschätzung weniger zuversichtlich, wenngleich immer noch recht optimistisch aus. Aus heutiger Sicht könne das Wirtschaftswachstum im Schnitt „etwas geringer ausfallen als in der Juni-Projektion erwartet“, so die Experten. Die Delta-Variante des Coronavirus und eine nachlassende Dynamik beim Impfen könnten wieder zu schärferen Eindämmungsschritten führen. Die Bundesbank hatte im Juni für das laufende Jahr einen kalenderbereinigten Anstieg des BIP um 3,7% vorhergesagt.
Nicht zuletzt mit Blick auf Deutschland hatten zuletzt Sorgen vor einer spürbaren Konjunkturabkühlung zugenommen. Grund sind insbesondere die auch hierzulande wieder steigenden Infektionszahlen, die zunehmend neuerliche Eindämmungsmaßnahmen im Herbst befürchten lassen. Zudem leidet die in Deutschland besonders wichtige Autobranche im Besonderen unter den globalen Lieferkettenproblemen. Zumindest da aber gibt es von der Bundesbank ein wenig Entwarnung: Sie macht erste Anzeichen dafür aus, dass sich die Lieferengpässe bei manchen Vorprodukten und Rohstoffen nicht mehr so deutlich verschärften wie noch im zweiten Quartal.