CHINA

Freudlose Immobilienhausse

Es ist wieder so weit: Sobald sich Chinas Konjunkturkräfte etwas beleben, stellen sich sogleich bedenkliche Nebenwirkungen in Form von hochschießenden Vermögenspreisen ein. Die Wohnungsmärkte in den wichtigsten Metropolen sind bereits seit Monaten...

Freudlose Immobilienhausse

Es ist wieder so weit: Sobald sich Chinas Konjunkturkräfte etwas beleben, stellen sich sogleich bedenkliche Nebenwirkungen in Form von hochschießenden Vermögenspreisen ein. Die Wohnungsmärkte in den wichtigsten Metropolen sind bereits seit Monaten am Brodeln. Angesichts schwacher Anlageperspektiven am Aktienmarkt und niedriger Zinsen entlädt sich der Spekulationsdrang dabei in erster Linie am Immobilienmarkt.Der Kaufrausch in den wichtigsten Großstädten findet einen immer deutlicheren statistischen Niederschlag. Im August kletterten die Preise für neue Wohnflächen im Durchschnitt der 70 erfassten Ballungsgebiete um 1,2 % zum Vormonat, was den höchsten Anstieg seit 2010 markiert. Auf Jahresbasis gerechnet sind die Preise in Brennpunkten wie Peking, Schanghai und Shenzhen mit Steigerungsraten zwischen 24 und 44 % auf einem höchst ungesunden Expansionstrip. Das bereitet Chinas Wirtschaftsplanern zusehends Kopfzerbrechen.Es braucht zweifelsohne neue Restriktionsmaßnahmen in den überhitzten Wohnungsmärkten, um den Preisanstieg wieder zu dämpfen, und es stellt sich dann die bange Frage, wie sich dies wiederum auf die Konjunkturperformance auswirkt, wenn sie greifen. Der Vergleich mit dem Jahr 2010 ist besonders plakativ. Chinas Wirtschaft befand sich zum Dekadenbeginn noch in einer Boomphase, in der stark anziehende Immobilienpreise mehr oder weniger unvermeidliche Begleiterscheinung waren. Die damals mit Restriktionsmaßnahmen forcierte Immobilienpreisdämpfung pflanzte sich dann allerdings auf die gesamte Wirtschaft fort, die Mitte 2011 in eine bis heute anhaltende Abkühlungsphase überging.In diesem Jahr haben Chinas Wohnungsmärkte zwar dazu beigetragen, der Konjunktur neue Impulse zu verleihen, sie reichen allerdings lediglich dazu aus, die Müdigkeitserscheinungen in anderen Sektoren zu kompensieren und das Wachstumstempo gerade so zu halten.Chinas Wirtschaftslenkern ist es mit anderen Worten also nur gelungen, die Stabilisierung der Konjunktur auf ein Wachstumsniveau von etwa 6,7 % mit einer gewaltigen Immobilienblase zu erkaufen. Aus dieser muss schnellstmöglich die Luft herausgelassen werden. Vor diesem Hintergrund muss man sich die Frage stellen, wie es im kommenden Jahr überhaupt noch gelingen kann, die Gesamtwirtschaft selbst dann auf Wachstumskurs zu halten, wenn die Häuserpreis-Bonanza zu Ende geht und die Investitionen in den Immobilienmarkt wieder sinken.