Front gegen ABS-Garantien wächst

Niederlande kündigen wie Deutschland und Frankreich Widerstand an - EZB hält an ihrem Plädoyer fest

Front gegen ABS-Garantien wächst

Die Kreditvergabe im Euroraum lahmt. Um das zu ändern, sieht die EZB den Verbriefungsmarkt als ein zentrales Mittel an. Sie plädiert deshalb auch für Hilfen der Politik – die aber sträubt sich.fed/ms Mailand/Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) stößt mit ihrem Plädoyer für staatliche Garantien zur Ankurbelung des ABS-Markts auf immer größeren Widerstand aus der Politik. “Wenn man mich fragte, ob ich zusätzliche Garantien unterstütze, wäre die Antwort Nein”, sagte der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, der auch Chef der Eurogruppe ist, am Freitag am Rande des Eurogruppen-Treffens in Mailand. Zuvor hatten bereits Deutschland und Frankreich solche Garantien abgelehnt.Dijsselbloem unterstrich dabei ausdrücklich, dass er dies in seiner Funktion als niederländischer Finanzminister und nicht als Eurogruppen-Chef sage. Gleichwohl verstärkt seine Positionierung den Eindruck, dass die Bereitschaft in der Politik, den Markt für Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) mit Staatsgarantien zu unterstützen, nicht sehr ausgeprägt ist. EZB-Präsident Mario Draghi äußerte in Mailand indes die Hoffnung, dass sich andere Länder anders entscheiden werden.Die EZB sieht eine Wiederbelebung des ABS-Marktes als einen Schlüssel, um die Kreditvergabe anzuschieben und damit der Wirtschaft einen Schub zu geben. Vor dem Hintergrund hat sie beschlossen, künftig selbst ABS-Papiere direkt zu kaufen. Zudem drängt sie die Politik, mittels Garantien zu helfen. EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré hatte bereits am Donnerstag erklärt, der ABS-Markt in den USA sei auch deshalb so viel größer, weil er “öffentlich gefördert sei” (vgl. BZ vom 12. September).In einem deutsch-französischen Papier zu Kreditverbriefungen fordern Berlin und Paris zwar Maßnahmen, um qualitativ hochwertige ABS zu fördern. Garantien bezeichnen sie darin aber als problematisch. Investoren könnten sich in falscher Sicherheit wiegen, und es könnte sehr schwer werden, den Markt irgendwann wieder zu verlassen. In Berlin gibt es zudem generelle Bedenken gegen die ABS-Käufe der EZB.Draghi unterstrich am Freitag erneut, dass das ABS-Kaufprogramm der EZB nicht davon abhängig sei, dass nationale Regierungen Garantien übernehmen. Die EZB werde auf jeden Fall Senior-Tranchen kaufen. Dazu brauche es keine nationalen Absicherungen. Er sagte zudem, dass das Kaufprogramm eine “signifikante” Größe erreichen werde. Die Rede ist von bis zu 500 Mrd. Euro für den Kauf von ABS und Covered Bonds, also etwa Pfandbriefen. Aus der EZB kamen zuletzt aber widersprüchliche Aussagen zur Dimension und dem erwarteten Effekt.Der Frankfurter Finanzprofessor Jan Pieter Krahnen sieht die EZB mit dem ABS-Kaufprogramm “in einem Dilemma”: Entweder konzipiere sie eine nachhaltige Struktur – womit sie aber keine wesentlichen Impulse auf dem Kreditmarkt setzen könne. Oder aber sie übernehme “unkalkulierbar hohe Risiken mit perversen Anreizwirkungen und bleibt womöglich auf hohen Verlusten sitzen”.