Beschäftigung

Frühjahr bringt Jobmarkt keinen Schwung

Die träge Konjunktur hat den sonst üblichen Frühjahrsaufschwung am deutschen Arbeitsmarkt im April gebremst. Die Kräftenachfrage ist auf hohem Niveau, aber der mangelnde Nachwuchs bei Ausbildungsberufen bereitet Sorgen.

Frühjahr bringt Jobmarkt keinen Schwung

Frühjahrsbelebung lässt auf sich warten

Arbeitslosigkeit in Deutschland geht nur leicht zurück – Kräftenachfrage bleibt hoch

ba Frankfurt

In der deutschen Wirtschaft ist derzeit Stagnation angesagt: Die maue Konjunktur hat die sonst übliche Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt gebremst. Die Arbeitslosenzahl ist zwar im April gegenüber dem Vormonat um 8.000 auf 2.586.000 gesunken, liegt damit aber um 276.000 über dem Vorjahresniveau. Einen Teil des Anstiegs führt die Bundesagentur für Arbeit (BA) auf die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter in der Statistik zurück – aber auch ohne diesen Effekt wäre die Arbeitslosenzahl gewachsen, allerdings in geringerem Maße. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 5,7%.

Saisonbereinigt stagnierte die Arbeitslosenquote bei 5,6% und die Arbeitslosenzahl stieg im Monatsvergleich um 24.000. Im März war es noch ein Plus von 19.000. Allerdings verweist die BA auch darauf, dass der Stichtag zur Zählung der Arbeitslosen, der 13. April, in den Osterferien lag. Jobs und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie etwa Integrationskurse würden eher nach den Ferien begonnen, hieß es im Monatsbericht.

„Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt bleibt auch im April schwach“, erklärte die BA- Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles bei der Vorstellung des Monatsberichts. Einer der Gründe dafür sei die träge Konjunktur. Insgesamt befinde sich der Arbeitsmarkt „aber in einer stabilen Verfassung“, so Nahles. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib führt die Robustheit des Jobmarktes vor allem auf die stärker spürbare Knappheit von Fachkräften zurück. Insbesondere bei Ausbildungsberufen sei „der qualifizierte Nachwuchs in Deutschland rein zahlenmäßig kleiner als die ausscheidenden Fachkräfte“. Umso gravierender falle es ins Gewicht, wenn viele Jugendliche nach der Schule ohne Ausbildung bleiben. Die 17% der 20- bis 34-Jährigen – das sind 2,5 Millionen Menschen –, die 2021 keinen Berufsabschluss hatten, seien „ein Höchststand und eine besorgniserregende Entwicklung“, mahnte Köhler-Geib. Denn eine fehlende Ausbildung sei immer noch das Arbeitslosigkeitsrisiko Nummer eins.

Bei der Ausbildung geht noch was

Im April war der Ausbildungsmarkt laut BA noch „stark in Bewegung“, so dass die Zahlen nur eine vorläufige Einschätzung der Entwicklung erlaubten. Von Oktober 2022 bis April 2023 gab es 336.000 Bewerber für Ausbildungsstellen, im selben Vorjahreszeitraum waren es noch 3.000 mehr. Im April hatten 81.000 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden, während 472.000 Ausbildungsstellen gemeldet waren, 290.000 davon noch unbesetzt.

Auch Arbeitsminister Hubertus Heil verwies auf die Bedeutung einer Berufsausbildung: Denn die verhaltene Entwicklung des Arbeitsmarktes schlage sich in der Langzeitarbeitslosigkeit nieder und „hier wird vor allem deutlich, dass rund zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen über keine Berufsausbildung verfügen“. Deshalb sei es richtig, dass die Bundesregierung mit dem neuen Bürgergeld mehr auf Weiterbildung und Qualifizierung anstatt auf Vermittlung in Helferjobs setze. Als erfreulich bezeichnete der Minister hingegen die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, „die weiterhin wächst und mit mehr als 34,6 Millionen Personen beachtlich ist“.

Die Arbeitskräftenachfrage ist zwar seit Frühsommer 2022 im Abwärtstrend, die im April bei der BA gemeldeten 772.984 Arbeitsstellen – das sind 79.000 weniger als vor einem Jahr – liegen aber „noch auf vergleichsweise hohem Niveau“. Die Frühbarometer für den deutschen Jobmarkt von der BA, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Ifo-Institut deuten laut BA nicht an, dass es „in den nächsten Monaten zu einer gravierenden marktbedingten Verschlechterung kommt“. Im Februar sei zwar für 162.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt worden und damit etwas mehr als zuletzt, doch habe sich die Zahl der neu oder erneut angezeigten Personen zuletzt deutlich verringert. Vom 1. bis einschließlich 24. April wurde für 36.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt.