Früher Warner
bal – Heute klingt der Satz “Italien wird zum Risiko” nicht mehr sonderlich originell. Vor sieben Jahren allerdings – also deutlich vor Ausbruch der Finanz- und Eurokrise – war das noch keineswegs Common Sense, ein Zerfall der Eurozone eher eine gewagte Prognose. Joachim Fels bewies also ein überaus gutes Gespür. In der Börsen-Zeitung war am 21. Juli 2005 zu lesen: “Joachim Fels, Volkswirt bei der Investmentbank Morgan Stanley, schließt ein Auseinanderfallen der Europäischen Währungsunion (EWU) in den nächsten zehn Jahren nicht mehr aus. Ein solches Szenario sei in der nahen Zukunft zwar unwahrscheinlich, aber auf mittlere Sicht nicht auszuschließen.”Fels – damals noch EZB-Watcher bei der US-Investmentbank – beklagte, dass “viele Mitgliedsländer die Spielregeln nicht akzeptieren”. Die Schwäche der EWU läge vor allem an dem immer noch mangelnden Willen, Reformen durchzusetzen. Zu retten sei die EWU nur durch weitere Strukturreformen zur Senkung von Arbeitskosten und durch die Erschließung neuer Produktivitätspotenziale; Reformen, wie sie in Deutschland bereits angegangen worden seien, so Fels anno 2005.Der Ökonom, der vor seiner Zeit bei Morgan Stanley für Goldman Sachs und das Institut für Weltwirtschaft in Kiel arbeitete, kritisierte dabei besonders Italien, das nach der Aufnahme in den Euro eine Sonderkonjunktur erlebte, diese aber nicht für entsprechende Vorkehrungen genutzt habe. Allerdings hielt Fels einen Austritt Italiens aus dem Währungsraum wegen der hohen Kosten damals für unwahrscheinlich.Er warnte jedoch davor, dass umgekehrt stabilitätsorientierte Länder wie Deutschland die EWU verlassen könnten, weil sich dort in der Zukunft wegen der Sonderlasten politischer Druck aufbauen könnte. Blickt man sieben Jahre nach Fels’ Prognose nach Finnland und Bayern, wo die Skepsis bezüglich der immer umfangreicheren Euro-Rettungsaktionen zunehmend wächst, könnte sich auch diese Vorhersage des heute 49-jährigen Vaters von vier Söhnen bewahrheiten.