Konjunktur

Führende Wirtschaftsinstitute zunehmend skeptisch

Dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpft, gilt inzwischen als ausgemacht. Aber auch die Aussichten für 2024 werden zunehmend pessimistischer eingeschätzt. Die Konjunktursorgen nehmen zu.

Führende Wirtschaftsinstitute zunehmend skeptisch

Führende Wirtschaftsinstitute zunehmend skeptisch

BIP-Schrumpfung in diesem Jahr gilt als ausgemacht – Prognosen für 2024 teils deutlich gesenkt – Konsum als "Lichtblick"

ms Frankfurt

Führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute haben die Hoffnung auf eine konjunkturelle Belebung in diesem Jahr ad acta gelegt und sind inzwischen auch für 2024 deutlich pessimistischer als zuvor. Das zeigen mehrere Konjunkturprognosen, die am Donnerstag zeitgleich veröffentlicht wurden – darunter auch jene des Münchener Ifo-Instituts. Als gewisser Hoffnungsträger für das Wachstum gilt der private Konsum – bei nachlassender Inflation.

Tatsächlich könnte Deutschland in diesem Jahr das einzige Land im Kreis der sieben führenden Industriestaaten (G7) sein, dessen Wirtschaft schrumpft. Nicht zuletzt deshalb ist auch wieder vermehrt vom „kranken Mann Europas“ der Rede, mitunter sogar der Welt. Bundesregierung und Bundesbank weisen das aber entschieden zurück und warnen vor allzu viel Schwarzmalerei.

Die neuen Prognosen verstärken nun den Pessimismus, den bereits jüngste Konjunkturdaten genährt hatten (siehe auch Text oben auf dieser Seite). „Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Donnerstag anlässlich der Vorlage der neuen Prognose. „Deutschland weiter im Abschwung“, betitelte auch das IWH Halle seine neue Prognose.

Das Ifo-Institut erwartet für dieses Jahr ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,4%. Laut Wollmershäuser fällt die Prognose nur deshalb nicht noch schlechter, weil das bereits veröffentlichte Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach einer Revision mittlerweile deutlich höher liege als noch im Sommer. „Ohne diese Revision hätten wir die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf −0,7% herabgesetzt“, so Wollmershäuser.

Das IWH Halle und das Hamburger HWWI, das ebenfalls am Donnerstag eine neue Prognose veröffentlichte, erwarten für 2023 ein Schrumpfen um 0,5%. Noch ein weniger skeptischer ist das RWI Essen mit −0,6%. Die konjunkturellen Hemmnisse verringerten sich nur allmählich, so das RWI. Als solche gelten die maue Weltwirtschaft, die gestiegenen Zinsen, die hohe Inflation und die Energiekrise.

Für das nächste Jahr erwarten zwar alle vier Institute wieder Wachstum. Die Spanne reicht da von 0,9% beim IWH bis zu 1,4% beim Ifo-Institut (siehe Grafik). Teilweise haben die Institute ihre Prognosen aber deutlich zurückgeschraubt – das RWI zum Beispiel von 2,0% auf 1,1%.

Alle drei Institute setzen für die Zukunft auf den Konsum. Das Ifo-Institut spricht von einem "Lichtblick". „Der Anstieg der verfügbaren Haushaltseinkommen wird kräftig bleiben und bei langsam sinkenden Inflationsraten auch zu einem Kaufkraftplus führen“, so Wollmershäuser.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.