Fuest: Ein Handelskrieg wird nicht kommen!

Strafzölle würden die USA stärker treffen als Europa

Fuest: Ein Handelskrieg wird nicht kommen!

lz Frankfurt – Ifo-Chef Clemens Fuest hat die internationale Kritik an den deutschen Exportüberschüssen als “kurzsichtig” zurückgewiesen. Es handele sich dabei um “intertemporalen Handel”, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung am Donnerstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Deutschland bereichere sich überhaupt nicht auf Kosten von anderen Handelspartnern, vielmehr werde das Land aus demografischen Gründen schon bald größere Defizite einfahren.Der Ifo-Chef erwartet, dass die Trump-Regierung trotz vieler Drohungen letztlich keine umfassende Abschottung des US-Marktes anstrebt. Fuest: “Ein Handelskrieg wird nicht kommen!” Denn “der größte Verlierer wären die USA selbst”. Würden die Handelskosten für Exporte in die USA um 25 % steigen und die anderen Handelspartner mit Gegenmaßnahmen antworten, so lägen die Verluste beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Deutschland bei unter 1 %, für die USA aber bei rund 7 %. “Wenn die US-Administration rechnen kann und sich einigermaßen rational verhält, wird sie erkennen, dass das unattraktiv ist für die USA.”Allerdings sind Strafzölle auf Exporte in einzelnen Branchen nach Ansicht von Fuest schon vorstellbar. Schließlich müsse US-Präsident Donald Trump die im Wahlkampf geweckten innenpolitischen Erwartungen befriedigen. Auch wegen der Ankündigung einer Abschottungspolitik (“America first!”) sei er ja gewählt worden.In Bezug auf Europa warnte er die Bundesregierung, es im Hinblick auf Reformnotwendigkeiten nur bei Sonntagsreden zu belassen. Die sich bessernde konjunkturelle Situation könnte die Regierungen verleiten, die Hände in den Schoß zu legen, so seine Befürchtung. Im neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron sieht er eine “einmalige Chance” für Deutschland, gemeinsam mit Paris neue Reforminitiativen zu starten. Allerdings dürften sie nicht alle auf Richtung Risikoteilung innerhalb der EU und Eurozone ausgerichtet sein, wie das bisher der Fall sei, sondern müssten auch die Risikoreduzierung zum Ziel haben.—– Wertberichtigt Seite 6