NOTIERT IN NEW YORK

Fußball-Weltmeisterinnen feiern auch ohne Börsenticker

Wenn New York etwas zu feiern hat, schmeißt die Stadt eine "Ticker-Tape-Parade". Statt mit Papierrollen vom Börsenticker, die zum ersten Mal anlässlich der Einweihung der Freiheitsstatue im Jahr 1866 spontan aus den Fenstern von Brokern und anderen...

Fußball-Weltmeisterinnen feiern auch ohne Börsenticker

Wenn New York etwas zu feiern hat, schmeißt die Stadt eine “Ticker-Tape-Parade”. Statt mit Papierrollen vom Börsenticker, die zum ersten Mal anlässlich der Einweihung der Freiheitsstatue im Jahr 1866 spontan aus den Fenstern von Brokern und anderen Börsenfirmen an der Wall Street auf den Festzug niederregneten, wird zwar längst mit schnödem Konfetti gefeiert. Der Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch. Das hat am Mittwoch auch der Triumphzug der US-Frauen-Fußballnationalmannschaft unter Beweis gestellt, die sich entlang des Broadway zwischen Battery Park und City Hall für den am Wochenende von ihr errungenen Weltmeistertitel feiern ließ. Am Ende der gut einstündigen Parade über den kaum mehr als einen Kilometer langen “Canyon of Heroes” wurde die Mannschaft vom New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio und seiner Frau Chirlane McCray empfangen, die den Spielerinnen und dem Betreuerstab symbolisch die Schlüssel zur Stadt überreichten. “Sie haben uns gezeigt, dass ,spielen wie ein Mädchen` bedeutet, unschlagbar zu sein”, rief McCray der Mannschaft und den Tausenden Fans zu, die an der insgesamt 206. Ticker-Tape-Parade seit 1866 teilnahmen. *”USA! Equal Pay!”, riefen die Fußballfans, die schon während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, die in den vergangenen Wochen in Frankreich über die Bühne ging, lautstark gleiche Bezahlung für die US-Frauen-Nationalmannschaft im Vergleich mit den deutlich weniger erfolgreichen und doch viel besser bezahlten Männern forderten. Carlos Cordeiro, Präsident des amerikanischen Fußballverbandes U.S. Soccer, scheint die Zeichen der Zeit verstanden zu haben. “Heute möchte ich euch im Namen von allen bei U.S. Soccer sagen, dass wir euch hören, an euch glauben und entschlossen sind, euch gerecht zu werden.” Das kam gut an, auch wenn Cordeiro kurz darauf den Namen der Co-Mannschaftskapitänin Megan Rapinoe falsch aussprach, die sich in Frankreich nicht nur mit sechs Toren, sondern auch mit Kritik an US-Präsident Donald Trump in Szene spielte. Am Mittwoch fand Rapinoe versöhnlichere Worte, lobte Verbandsboss Cordeiro trotz seines Versprechers und war auch sonst guter Laune. “New York, ihr seid verdammt noch mal die Besten”, schloss sie ihre Rede ab, bevor sie das Wort wieder an Bürgermeister de Blasio übergab. Eine Einladung in das Weiße Haus, sofern sie denn erfolgt, dürfte Rapinoe ebenso wie die meisten ihrer Mitspielerinnen dennoch ausschlagen. *Für die Frauen-Nationalmannschaft des US-Fußballverbandes war es bereits die zweite Konfettiparade in New York, nachdem de Blasio das Team auch vor vier Jahren nach dem Gewinn des damals dritten Weltmeisterschaftstitels eingeladen hatte. Damit liegen die Damen von U.S. Soccer gleichauf mit den “Giants”, dem New Yorker Footballteam, die ebenfalls schon zweimal mit einer Parade geehrt wurden. Nur die beiden New Yorker Baseballmannschaften, die “Yankees” (9) und die “Mets” (3), wurden häufiger auf dem Canyon of Heroes gefeiert. Die bisher letzte Ticker-Tape-Parade, die nicht zu Ehren eines Sportteams anberaumt wurde, fand vor mehr als 20 Jahren statt und feierte 1998 die erfolgreiche Rückkehr des damals 77 Jahre alten John Glenn in den Weltraum. Der mittlerweile verstorbene Astronaut wurde bereits 1962 gefeiert, nachdem er als erster Amerikaner die Erde im Orbit umkreist hatte. Die Ticker-Tape-Parade zu diesem Anlass – schon damals mit mehr Konfetti als Börsentickerpapier – stellte einen Spitzenwert auf. Denn während des Umzugs ließen die begeisterten New Yorker insgesamt 3 474 Tonnen Papierschnipsel auf Glenn niedergehen. Mehr gefeiert wurde nur nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als der Sieg der Alliierten in New York mit einem 5 438 Tonnen schweren Papierregen bedacht wurde. Nach der Parade der Fußball-Frauen vor vier Jahren wurden moderate 30 Tonnen zusammengekehrt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass entlang des Canyon of Heroes nach der Zeit der Börsenticker mittlerweile auch die Zeit der leicht zu öffnenden Fenster zu Ende gegangen ist.