G 20 drohen Steueroasen - Warnung vor Brexit-Folgen

"Abwehrmaßnahmen" gegen unkooperative Finanzzentren angedacht - Lage an den Märkten stabilisiert

G 20 drohen Steueroasen - Warnung vor Brexit-Folgen

ms Washington – Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G 20) verschärfen ihren Kampf gegen internationale Steueroasen. Die Finanzminister- und Notenbankchefs der G 20-Staaten kündigten am Freitagabend nach ihren Beratungen in Washington an, künftig seien “Abwehrmaßnahmen” gegen unkooperative Länder und Finanzzentren möglich. Alle Länder und Zentren sollten “sich ohne Verzögerung zum automatischen Informationsaustausch bekennen”, hieß es im G 20-Statement. Zugleich mahnten sie Transparenz über Nutznießer spezieller Firmenkonstrukte wie Briefkastenfirmen an. Das sei entscheidend, “um die Integrität des internationalen Finanzsystems” zu schützen und Missbrauch zu verhindern.Mit dem Vorstoß reagieren die G 20-Staaten auch auf die Veröffentlichung der sogenannten Panama Papers über Hunderttausende Briefkastenfirmen weltweit. Dieses Leak hat in den vergangenen Tagen global für Aufsehen gesorgt und viele Politiker wie Prominente in Erklärungsnot gebracht – darunter etwa Russlands Präsident Wladimir Putin und Großbritanniens Regierungschef David Cameron. Am Freitag trat Spaniens Industrieminister José Manuel Soria nach Vorwürfen im Zusammenhang mit den Papieren zurück.Bereits am Donnerstagabend waren fünf EU-Staaten vorgeprescht. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien starteten in Washington eine gemeinsame Initiative, um weltweit die Geldverstecke von Steuerbetrügern und -flüchtlingen zu zerstören. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte am Freitag, damit solle auch der Druck in der internationalen Debatte noch einmal erhöht werden.Die G 20-Finanzminister- und Notenbankchefs, deren Vorsitz derzeit Chinas Finanzminister Lou Jiwei innehat, erklärten, eine verbesserte Transparenz bei Informationen über “wirtschaftlich Begünstigte” sei auch zentral, um den Missbrauch solcher Firmenkonstrukte für Korruption, Steuerbetrug, Terrorfinanzierung und Geldwäsche zu verhindern.Mit Blick auf die Weltwirtschaft erklärten sie, dass sich die mäßige und einheitliche Erholung fortsetze. Die Lage an den Finanzmärkten habe sich seit Jahresbeginn verbessert. Zuvor hatten am Freitag bereits Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor Alarmismus gewarnt. Die G 20 erneuerten am Freitag ihr Bekenntnis zu einem Verzicht auf einen Währungskrieg.Die G 20 warnten auch vor den Folgen eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU für die Weltwirtschaft. Ein solcher Brexit berge das Risiko, dass das globale wirtschaftliche Umfeld noch schwieriger werde. Zuvor hatte sich bereits der IWF zunehmend besorgt gezeigt. Ein Brexit sei eine reale Option und könne “erheblichen regionalen und globalen Schaden” verursachen. Die Briten entscheiden am 23. Juni, und in vielen Teilen der Welt wird mit Sorge beobachtet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Ausstieg zu steigen scheint.—– Schwerpunkt Seite 5