nok – Gary Cohn dürfte den derzeit stattfindenden Nominierungsparteitag der Republikaner aus sicherer Distanz verfolgen, wenn überhaupt. Zwar war er bis zum Frühjahr 2018 der führende Wirtschaftsberater des US-Präsidenten Donald Trump. Aber wie viele von Trumps Beratern verließ er die Regierung im Streit. Es ging nicht nur um wirtschaftspolitische Fragen. Als langjähriger Spitzenmanager der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs hielt Cohn nicht viel von Trumps protektionistischen Tendenzen und Strafzöllen. Dazu kam sein Unbehagen wegen Trumps Schmusekurs mit weißen Nationalisten. Trump hatte nach einer Demonstration von Neonazis in Charlottesville, bei der eine Gegendemonstrantin zu Tode gekommen war, von “feinen Leuten auf beiden Seiten” gesprochen. Cohn, der jüdisch ist, sah das anders. “Ich glaube, diese Regierung kann und muss besser darin sein, weiße Rassisten konsequent und eindeutig zu verurteilen”, sagte Cohn danach. So blieb das politische Gastspiel von Cohn kurz. Bei Goldman Sachs dauerte Cohns Karriere deutlich länger. Er war mehr als 25 Jahre für die Investmentbank tätig und lange die Nummer zwei hinter dem damaligen Vorstandschef Lloyd Blankfein. Cohn machte sich aber offenbar keine Hoffnungen mehr, Blankfein zu beerben, und wechselte zu Trumps Amtsantritt im Januar 2017 nach Washington. Blankfein gab die Führung von Goldman erst im Oktober 2018 ab.Nach seinem Rücktritt als Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats wurde Cohn Berater und Risikokapitalinvestor für junge Unternehmen in den Bereichen Cybersicherheit, Blockchain-Infrastruktur und Medizintechnik. Cohn sitzt im Beirat des Start-ups Hoyos Integrity, das biometrische Blockchain-Technologie für digitale Zahlungen nutzt. Am 27. August wird Gary Cohn 60 Jahre alt.