Gefahr einer Deflation in Japan steigt
Reuters Tokio – Der stärkste Rückgang der Verbraucherpreise seit mehr als einem Jahrzehnt lässt in Japan die Furcht vor einer Deflation wieder hochkochen. Die Lebenshaltungskosten lagen im November um 0,9 % niedriger als ein Jahr zuvor, wie aus den am Freitag veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Das war nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich auch die niedrigste Inflationsrate seit September 2010. Sie klammert die stark schwankenden Lebensmittelpreise aus. Das schürt die Sorge vor einer Deflation. Dagegen kämpften Regierung und Zentralbank in den vergangenen Jahren an. Letztere strebt eine Inflationsrate von etwa 2 % an.Ein Teil des Preisrückgangs im November geht auf eine Rabattkampagne der Regierung für Inlandsreisen zurück, mit der dem am Boden liegenden Tourismus geholfen werden soll. Auch Energie verbilligte sich. Die Entwicklung wird aber auch als Zeichen einer schwächelnden Inlandsnachfrage gesehen, die die Erholung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bremst. “Das Wiederaufleben der Fälle wird die Menschen zu Hause halten und ein erwarteter Rückgang der Winterbonuszahlungen eine Belebung des Konsums verhindern”, sagte der Chefökonom des Forschungsinstituts Norinchukin, Takeshi Minami. “Die Verbraucherpreise werden deshalb bis ins Jahr 2021 weiter sinken.”Das ruft die Notenbank auf den Plan. Sie weitet ihre Unterstützung für von der Coronakrise getroffene Firmen aus. Ein Bündel von Maßnahmen, mit denen diesen Unternehmen Geld zur Verfügung gestellt wird, wird erwartungsgemäß über den März hinaus um sechs Monate verlängert, gab sie bekannt. Zugleich kündigten die Notenbanker überraschend eine Neuerung an. Demzufolge sollen angesichts der Viruskrise weitere Schritte geprüft werden, um geldpolitische Lockerungen künftig effizienter und nachhaltiger zu machen. Die Ergebnisse sollen im März präsentiert werden. An ihrer ultralockeren Geldpolitik hielt die Notenbank fest. So bleibt das kurzfristige Zinsziel bei – 0,1 %.