Gefüllte Gasspeicher sorgen für Entspannung
ba Frankfurt
Die milden Temperaturen im Oktober haben nicht nur zur Entspannung der Gaskrise beigetragen, sondern entlocken den Börsianern auch einen etwas zuversichtlicheren Blick auf die Konjunktur im Euroraum. Das vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturbarometer ist im November nach zwei Rückgängen in Folge wieder gestiegen – und zwar um 7,4 auf −30,9 Punkte.
Ein Signal der Trendwende sei dies zwar noch immer nicht, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1 348 Investoren und institutionellen Anlegern. Der Anstieg von Lage- und Erwartungswerten zeige aber, wie sensitiv die Anleger in ihren Konjunkturerwartungen auf Signale vom Energiemarkt reagierten. „Denn hier liegt die Ursache für die hoffnungsvollen Veränderungen“, erklärte Hübner. Die milden Temperaturen im Oktober hätten mit dazu geführt, dass die Gasspeicher etwa in Deutschland randvoll seien. „Die Sorgen vor einer katastrophalen Gas-Mangellage schwinden.“
Zu diesem Erfolg hätten die privaten Haushalte und Unternehmen beigetragen. Deren Verbrauch liege deutlich unter den Vergleichswerten der Vorjahre. Allerdings, so schränkt Hübner ein, handele es sich bei den „enormen Sparbemühungen der Wirtschaft“ nicht um Optimierungen und echte Sparmaßnahmen, „sondern um Abschaltungen von Anlagen, die mit echten Produktionskürzungen einhergehen“.
Laut Statistischem Bundesamt war im September die Produktion der energieintensiven Industrien 9,7% niedriger als im Vorjahr (siehe nebenstehenden Bericht). Der beschlossene Gas- und Strompreisdeckel gebe den Verbrauchern Sicherheit und habe zur Stimmungsaufhellung beigetragen. Der Gesamtindex für die deutsche Wirtschaft legte um 7,4 auf −30,0 Punkte zu.
Auch international haben sich die Indikatoren überwiegend verbessert: In den USA trotze der Arbeitsmarkt nach wie vor der Weltkonjunktur und den Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Die Unternehmensstimmung sei nicht ganz so stark gesunken wie die Verbraucherlaune, und es sei noch keine Tendenz erkennbar, „dass man sich leichtfertig von Mitarbeitern trennen will“. Die Region Asien ex Japan dagegen tanzt Hübner zufolge „negativ aus der Reihe“. China scheine doch seiner Zero-Covid-Politik Tribut zollen zu müssen.