Gemischte Gefühle zur China-Konjunktur
nh Schanghai – Die neuesten Daten zur chinesischen Wirtschaftsleistung im Oktober zeichnen ein eher durchwachsenes Bild. Chinas Industrieproduktion und auch die Anlageinvestitionen befinden sich mit Anstiegsraten von zuletzt 6,1 beziehungsweise 8,3 % auf einem robusten Expansionstrend, der eine einstweilige Stabilisierung der Konjunktur im Reich der Mitte erwarten lässt.Für Enttäuschung sorgen allerdings die neuesten Zahlen von der chinesischen Konsumfront. So sind die Einzelhandelsumsätze im Oktober mit einem Wachstum von 10 % gegenüber dem Vorjahresmonat nach einem Plus von 10,7 % im September weniger dynamisch vorangekommen. Bei den Experten war damit gerechnet worden, dass das Tempo mindestens gehalten würde. Immobilienmarkt färbt abDer Dynamikverlust wird in erster Linie auf eine beginnende Abkühlung am chinesischen Häusermarkt zurückgeführt, wo sich nach extremen Preisschüben für Wohnimmobilien im Frühjahr und Sommer nun zusehends neue von der Regierung veranlasste Dämpfungsmaßnahmen bemerkbar machen, die auch auf immobilienverwandte Dienstleistungen durchschlagen. Auch wenn Analysten am Montag beim Blick auf die Einzelhandelsdaten von einer Enttäuschung sprachen, gilt der Trend nicht als sonderlich beunruhigend. Singles’ Day zeigt WirkungZum einen ändert dies nichts an der grundlegenden Verschiebung der chinesischen Wachstumstreiber weg von den Investitionen und dem Außenhandel hin zum Konsum und Dienstleistungen. Zum anderen könnten Sondereffekte eine Rolle spielen, darunter eine Verzögerung von Onlinewarenkäufen im Oktober, da sich die Kunden zurückhielten, um dann geballt am 11. November zuzuschlagen, der in China seit einigen Jahren unter dem Namen Singles’ Day als eine Art E-Commerce-Fest mit riesigen Rabattaktionen begangen wird. Erzeugerpreise im LotAn den chinesischen Börsen kam es am Montag nur zu verhaltenen Reaktionen auf die neuen Konjunkturdaten. In Schanghai schob sich der Leitindex geringfügig nach oben, während der Hongkonger Hang Seng Index etwas einbüßte.Bei den Analysten sind die Oktober-Daten des chinesischen Statistikbüros mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Als gute Nachricht gilt die mittlerweile stabile Verfassung der chinesischen Industrieproduktion, die seit dem Sommer wieder zuverlässig mit Expansionsraten jenseits von 6 % aufwartet. Dabei trägt eine Umkehr der jahrelangen Deflationstendenz bei den Erzeugerpreisen zur Gesundung in der Schwerindustrie bei.Zuletzt hatten die chinesischen Inflationsindizes einen überraschend kräftigen Anstieg der Erzeugerpreise um 1,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat ausgewiesen. Dies zeugt davon, dass chinesische Produzenten steigende Rohstoffpreise mittlerweile weitergeben können, und gilt als ein Indiz für latente Fortschritte bei der Bekämpfung von Überkapazitäten. Für eine freundliche Grundstimmung sorgen auch die jüngsten Daten zur Entwicklung der Anlageinvestitionen, die in der zweiten Jahreshälfte mehr Schubkraft entfaltet haben. Für den Zeitraum von Januar bis Oktober liegt man nun bei einer Anstiegsrate von 8,3 %, was etwas über dem im September gemessenen Wert bei 8 % und auch über den Schätzungen der Analysten liegt. Staat zieht bei InvestitionenAllerdings verweisen die Experten darauf, dass die Impulse hier eindeutig von staatlicher Seite, etwa über das Forcieren von Infrastrukturprogrammen kommen. Bei den im Privatsektor generierten Anlageinvestitionen sieht man trotz der Belebung des Immobiliensektors über weite Strecken des Jahres nur sehr schwache Anstiegsraten. Immerhin gibt es aber im Oktober einen leichten Dynamikzuwachs zu vermelden.So stiegen die privaten Anlageinvestitionen von Januar bis Oktober um 2,9 % gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres, während man nach den ersten neun Monaten des Jahres nur bei einer Expansionsrate von 2,5 % lag. Im kommenden Jahr allerdings könnte es wieder zu einer Abflachung des Wachstumstrends kommen, wenn die zu erwartende Abkühlung im Wohnimmobilienbereich auch auf das Investmentverhalten im Sektor abfärbt.