ARGENTINIEN

Gemischte Signale

Gemischte Signale haben die am Sonntag verhängten Kontrollen des Kapitalverkehrs in Argentinien hinterlassen. Der Peso konnte am Dienstagmorgen leicht zulegen. Die argentinische Landeswährung, die seit April 2018 zwei Drittel ihres Wertes verloren...

Gemischte Signale

Gemischte Signale haben die am Sonntag verhängten Kontrollen des Kapitalverkehrs in Argentinien hinterlassen. Der Peso konnte am Dienstagmorgen leicht zulegen. Die argentinische Landeswährung, die seit April 2018 zwei Drittel ihres Wertes verloren hat, notierte am Dienstagmittag rund 5 % stärker bei 56 Peso pro Dollar. Auch das Länderrisiko sank leicht, nachdem es in der vergangenen Woche auf das Niveau von 2005 geklettert war, als Argentinien seine Schulden nach dem Staatsbankrott 2001 restrukturierte.Bereits am Montag hatten argentinische Titel an Europas Börsen massiv an Wert verloren. Etwa die in Frankfurt notierten American Depositary Receipts des Grupo Financiero Galicia oder der Banco Macro SA. An der Börse in Buenos Aires hatten die Aktien am Montag um mehr als 6 % zugelegt, fielen jedoch am Dienstag wieder massiv. Gegen Mittag verzeichnete der Merval-Index ein Minus von 10,5 %. In der argentinischen Hauptstadt pendelte der Peso um 58 Peso pro US-Dollar, allerdings offenbar gestützt von der Zentralbank. Diese injizierte gegen Mittag etwa 100 Mill. Dollar. Während Sparer in langen Schlangen vor den Bankfilialen anstanden, um ihre Einlagen bar abzuheben, betonte Zentralbankchef Guido Sandleris die Solidität des Finanzsystems. Seitdem Argentiniens marktfreundlicher Präsident Mauricio Macri in einer Vorwahl am 11. August 18 Prozentpunkte weniger als der Linksperonist Alberto Fernández erzielen konnte, hat sich inmitten einer schweren Wirtschaftskrise ein gefährliches Machtvakuum gebildet. Während sich Anleger und internationale Politiker nun – vergeblich – Festlegungen vom Wahlfavoriten erhoffen, muss der angeschlagene Macri versuchen, einen Totalausfall von Staat und Finanzsystem vor den Präsidentschaftswahlen am 27. Oktober zu verhindern.In diesem hochnervösen Szenario erwarten viele Marktbeobachter eine Reaktion des Internationalen Währungsfonds auf die Kapitalverkehrskontrollen. Der IWF, Argentiniens einzig verbliebener Geldgeber, äußerte sich bislang nur sehr vorsichtig. Die Regierung Macri wartet auf die letzte große Rate des 57-Milliarden-Kredits, die in diesem Monat überwiesen werden soll. Nachdem Macri aber um einen Aufschub der Rückzahlungsfristen gebeten hatte, waren Zweifel aufgekommen, ob der Fonds die 5,4 Mrd. Dollar noch freigibt. Zu dieser Unsicherheit gesellte sich noch eine zweite: In New York fragten sich Investoren, ob durch die Kapitalkontrollen Argentinien seinen erst 2018 wiedererlangten Status als “Emerging Market” wieder verliert.