Gemischte Signale aus der Euro-Industrie

Einkaufsmanagerindex verspricht kräftiges Plus im Sommerquartal - Große Länder driften auseinander

Gemischte Signale aus der Euro-Industrie

ms Frankfurt – Die Industrie im Euroraum befindet sich nach dem Einbruch in der Coronakrise weiter auf Erholungskurs und steuert auf ein kräftiges Plus im dritten Quartal zu. Die großen Euro-Länder driften dabei aber durchaus auseinander – wobei vor allem Spanien enttäuscht. Zugleich warnen Experten davor, dass die weiteren Perspektiven weniger rosig aussehen. Damit dürfte der Fokus weiter auf den Regierungen und der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Frage liegen, ob es weitere Hilfen für die Euro-Wirtschaft gibt und wenn ja welche.Dank kräftiger Zuwächse bei Produktion und Auftragseingang hielt sich der IHS Markit Eurozone Einkaufsmanager Index (PMI) mit 51,7 Punkten nach 51,8 im Juli den zweiten Monat hintereinander über der Marke von 50 Punkten, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Werte oberhalb von 50 Punkten zeigen Wachstum an. Eine erste Schätzung wurde damit bestätigt. In sämtlichen erfassten Industriebereichen ging es dabei aufwärts.”Die starken Produktionssteigerungen der Industrieunternehmen in der Eurozone im August liefern ermutigende Hinweise darauf, dass die Produktion nach dem Corona-bedingten Einbruch im zweiten Quartal 2020 im dritten Quartal weiter kräftig hochgefahren werden dürfte”, sagte Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit: “Zudem stiegen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf den höchsten Wert seit über zwei Jahren, nachdem sie im Frühjahr in nie da gewesener Weise abgestürzt waren.”Die Entwicklung ist aber in den einzelnen Euro-Ländern durchaus unterschiedlich. Bereits bei der ersten Schätzung war bekannt geworden, dass sich nicht zuletzt die Industrie in Deutschland kräftig erholt, während jene in Frankreich stagniert. Die finalen Daten bestätigten das nun trotz leichter Revisionen. Mit den finalen Daten zeigte sich jetzt zugleich, dass die Entwicklung in Italien überraschend positiv ist, während jene in Spanien enttäuscht.Für Italien kletterte der PMI auf 53,1 Punkte nach 51,9 Zählern im Juli. Volkswirte hatten im Mittel 52,0 Punkte erwartet. Für Spanien dagegen weist der PMI einen Wert von 49,9 Punkten auf, nach 53,5 Zählern im Monat zuvor. Der Konsens war hier von 52,8 Punkten ausgegangen. “Der Rücksetzer in Spanien ist größer als erwartet und dies nährt Zweifel an der Erholungsdynamik in dem Land. In Italien bleibt es dagegen bei dem Wachstumskurs”, sagte Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf.IHS-Markit-Chefvolkswirt Williamson warnte aber generell vor zu viel Euphorie. Es sei “besorgniserregend”, dass sich der Auftragszuwachs im August schon wieder abgeschwächt habe und sich viele Hersteller offensichtlich auf eine kurzfristig nachlassende Nachfrage einstellten. Von Bedeutung sei außerdem, dass die Unternehmen aufgrund anhaltender Sorgen über die zukünftige Nachfrage und den weiteren Verlauf der Pandemie Vorsicht walten ließen bei Kosten und Ausgaben, insbesondere hinsichtlich Investitionen und Neueinstellungen.Laut IHS Markit verzeichnete Deutschland den stärksten Personalabbau. In Frankreich, Spanien und Österreich beschleunigte er sich demnach, und in Irland ging es mit der Beschäftigung erstmals wieder bergab. “Das sind alarmierende Signale, die zeigen, dass sich viele Unternehmen zunehmend Sorgen über den kurzfristigen Ausblick machen”, so Williamson: “Kurz gesagt: Die Industrie befindet sich zwar gerade in einem Nachfragehoch, doch die Kapazitäten werden weiter reduziert.” Es sei noch unklar, wie nachhaltig der Aufschwung sei.