Eurozone

Gemischte Signale für die EZB von der Preisfront

Die Großhandelspreise in Deutschland sind im Juli den vierten Monat in Folge gefallen. Dagegen hat ein bekannter Rohstoffpreisindex gegen den jüngsten Trend wieder angezogen. Die EZB steht laut Ökonomen vor einer weiteren Zinserhöhung im September.

Gemischte Signale für die EZB von der Preisfront

Gemischte Inflationssignale für die EZB

Großhandelspreise sinken, Rohstoffpreisindex steigt – Ökonomen erwarten Zinserhöhung

ms Frankfurt

Die Großhandelspreise in Deutschland sind im Juli erneut gefallen – was die Hoffnung nährt, dass sich der jüngste Inflationsrückgang in Deutschland und auch im Euroraum fortsetzt. Zugleich ist der Rohstoffpreisindex des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI im vergangenen Monat aber wieder gestiegen – was zumindest zur Vorsicht in Sachen Teuerung mahnt. Die meisten Ökonomen gehen denn auch laut einer neuen Umfrage von einer weiteren Zinserhöhung der EZB im September aus.

Die Inflation in Deutschland war im vergangenen Jahr auf zweistelligen Raten und damit auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten geklettert – was wesentlich zur Rekordteuerung im Euroraum beigetragen hatte. Die Europäische Zentralbank (EZB) reagierte darauf mit einem beispiellosen Zinserhöhungskurs. Zuletzt hat die Teuerung deutlich nachgelassen, sie liegt aber immer noch zu hoch und über der EZB-Zielmarke von 2%, während die Konjunktur schwächelt. Die EZB hatte sich im Juli für die nächste Zinssitzung im September alle Optionen offengelassen.

Am Montag nun wurde bekannt, dass die Preise im deutschen Großhandel im Juli um 2,8% zum Vorjahr gefallen sind. Der vierte Rückgang in Folge ging laut Statistischem Bundesamt vor allem auf billigere Energie zurück. Im Juni waren die Großhandelspreise um 2,9% gefallen und damit so stark wie seit Juni 2020 nicht mehr, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte. Mit zeitlicher Verzögerung schlagen die Großhandelspreise auch auf die Verbraucherpreise durch.

Gleiches gilt für die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte, die in Deutschland im Juni das dritte Mal in Folge im Vorjahresvergleich gesunken sind, wie Destatis ebenfalls am Montag mitteilte. Die Landwirte erhielten für ihre Waren den Angaben zufolge im Schnitt 4,9% weniger als ein Jahr zuvor. Auch das spricht für eine weitere Entspannung bei den Konsumentenpreisen.

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Dagegen stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex im Juli wieder an, um 6,3% – nachdem seit Jahresbeginn ein fallender Trend verzeichnet worden war. Der Index lag allerdings auch im Juli deutlich (−41,6%) unter dem Wert von Juli 2022. Maßgeblich getrieben wurde der Anstieg des Gesamtindex im Juli laut HWWI durch den Teilindex für Energierohstoffe, der um 7,9% anstieg. Die beiden anderen Teilindizes – für Industrierohstoffe und für Nahrungs- und Genussmittel – veränderten sich hingegen kaum.

Derweil gehen Ökonomen, unbeeindruckt von jüngsten Anzeichen, dass der Inflationsdruck nachlässt, weiterhin davon aus, dass die EZB im nächsten Monat eine letzte Zinserhöhung vornehmen wird. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wird der Einlagensatz im September von derzeit 3,75% auf 4% angehoben werden. Unter den Notenbankern ist ein solcher Schritt aber umstritten. Seit Juli 2022 hat die EZB ihre Leitzinsen um insgesamt 425 Basispunkte angehoben – so aggressiv wie nie. Gleichzeitig gehen die befragten Ökonomen davon aus, dass die Notenbanker im März mit der Senkung der Kreditkosten beginnen werden – einen Monat früher als bisher angenommen.

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