Gemischte Signale für die EZB

Kreditvergabe stabilisiert sich ohne großen Schwung - M1-Wachstum rückläufig - Fokus auf Preisdaten

Gemischte Signale für die EZB

ms Frankfurt – Die Kreditvergabe im Euroraum erholt sich weiter – allerdings nach wie vor ohne allzu großen Schwung. Das Kreditvolumen an den Privatsektor erhöhte sich im August im Vergleich zum Vorjahr um 1 %, wie aus am Freitag veröffentlichten Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht. Im Juli hatte das Plus bei 0,9 % gelegen. Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen kletterte das Plus von 0,7 % auf 0,8 %. Die Ausleihungen an Unternehmen erhöhten sich bereinigt um 0,4 %, nach zuvor 0,3 %.Unerwartet niedrig fiel derweil das Wachstum der Geldmenge M3 aus. Das Plus ging von 5,3 % im Juli auf 4,8 % zurück. Volkswirte hatten mit einem unveränderten oder gar etwas höheren Wert gerechnet. Auch das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 ging deutlich zurück von 12,2 % auf 11,4 %. M1 gilt als guter Vorlaufindikator für die Konjunktur in drei bis vier Quartalen.Alles in allem fielen die Kredit- und Geldmengendaten damit gemischt aus. Die weitere Stabilisierung bei der Kreditvergabe, insbesondere auch an Unternehmen, hält Hoffnungen auf eine zumindest zaghafte Belebung der Investitionen am Leben. Solche Ausgaben sind vielfach kreditfinanziert. Zugleich signalisiert der Rückgang bei den Geldmengen, dass eine rasche Beschleunigung des Wachstums nicht ansteht.Die EZB selbst dürfte damit in erhöhter Alarmbereitschaft bleiben. Zwar scheint sich das Wachstum – 0,4 % im zweiten Quartal – fortzusetzen. Die Notenbanker attestieren aber gestiegene Risiken für das Wachstum und die Inflation durch die Schwäche Chinas und anderer Schwellenländer. Allen voran EZB-Präsident Mario Draghi und EZB-Chefvolkswirt Peter Praet haben zuletzt die Bereitschaft untermauert, die Geldpolitik weiter zu lockern. Seit März kauft das Eurosystem aus EZB und nationalen Zentralbanken für 60 Mrd. Euro im Monat Anleihen. Das soll die Wirtschaft ankurbeln.Bei der Kreditvergabe steht aktuell insbesondere jene an Unternehmen im Fokus, weil diese für die Einschätzung der Konjunkturdynamik besonders wichtig ist. Im Juli hatte es da ein deutliches Anziehen gegeben. Im Vergleich dazu ist die August-Entwicklung eher etwas ernüchternd. Bei Volkswirten stieß das auf ein geteiltes Echo. “Das starke Juli-Ergebnis dürfte mehrheitlich ein Sondereffekt gewesen sein und die tatsächliche Dynamik der Kreditvergabe überzeichnet haben”, sagte Johannes Mayr, Volkswirt bei der BayernLB. Dagegen räumte Peter Vanden Houte von der ING Bank zwar, ein, dass die Daten nicht uneingeschränkt positiv seien. Zugleich betonte er aber: “Die allmähliche Trendwende im Kreditzyklus setzt sich fort.”Am Donnerstag hatte eine unerwartet geringe Nachfrage nach EZB-Langfristkrediten (TLTROs) Zweifel an der Lage an der Kreditfront geschürt (vgl. BZ vom 25. September). Jüngste Umfragen zu den Kreditkonditionen hatten dagegen eher Zuversicht geweckt. Auch die EZB hatte sich zuletzt positiv geäußert.Der Rückgang beim M3-Wachstum schürte unterdessen Erwartungen, dass ein rascher, dauerhafter Anstieg der Inflation nicht bevorstehe. Im August hatte die Teuerungsrate nur bei 0,1 % gelegen, vor allem wegen der gesunkenen Ölpreise. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 % an. Für September erwarten von Bloomberg befragte Volkswirte im Konsens gar 0 %. Eurostat veröffentlicht am Mittwoch eine erste Schätzung. Einige Ökonomen erwarten sogar das erste Unterschreiten der Nullmarke seit März.Das Wachstum von M1 ist trotz des Rückgangs weiter stark und signalisiert solides Wachstum in der Zukunft. Der Rückgang spricht aber nicht dafür, dass der Aufschwung bald stark an Fahrt aufnimmt.