Gerhard Mayer-Vorfelder
igo – Eine Karriere wie die von Gerhard Mayer-Vorfelder ist heute kaum mehr denkbar. Bestens vernetzt und mit der Begabung und dem Willen ausgestattet, seine Macht ständig zu erweitern und zu zementieren, war der gebürtige Mannheimer als Sportfunktionär und Politiker zugleich erfolgreich.Nach dem Jurastudium begann er seine politische Laufbahn in der CDU als Referent des späteren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. 1980 löste er nach Jahren als Staatssekretär Roman Herzog als baden-württembergischer Minister für Kultus und Sport ab. Elf Jahre später ernannte ihn Erwin Teufel zum Finanzminister. Das Amt hatte er bis 1998 inne.Parallel zu seinen politischen Ämtern lief die Karriere als streitbarer Fußballfunktionär. An dem Sport hing er, die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland bezeichnete er einmal als “Lebenstraum”. Bereits seit Ende der sechziger Jahre war der als “MV” bekannte Genussmensch im Württembergischen Fußball-Verband engagiert. Ab 1975 saß er ein Vierteljahrhundert lang dem VfB Stuttgart als Präsident vor. In seine Amtszeit fielen zwei deutsche Meistertitel und ein DFB-Pokal-Sieg. Nach einem Misstrauensvotum trat er 2000 zurück und hinterließ hohe Schulden.Ein Jahr später erreichte der vierfache Vater mit der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seinen Karrierehöhepunkt. Er gilt als Reformator der Jugendarbeit des Verbands. Gleichzeitig mischte er im internationalen Fußball mit und war als Fifa-Funktionär an der Organisation der Fußballweltmeisterschaft in Japan und Südkorea 2002 beteiligt.In den vergangenen Jahren zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurück. Gerhard Mayer-Vorfelder starb am 17. August 2015 im Alter von 82 Jahren in Stuttgart. Der amtierende DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bezeichnete den Ehrenpräsidenten des VfB Stuttgart und Träger des Bundesverdienstkreuzes als “prägende Figur des deutschen Fußballs”. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte, er habe Mayer-Vorfelder als streitbaren und leidenschaftlichen Menschen kennengelernt und geschätzt.