Schweizerische Geldpolitik

Gespenst Negativzins auf dem Rückzug

Im Unterschied zu vielen anderen Notenbanken hält die Schweizerische Nationalbank eine weitere Leitzinssenkung für angebracht. Es könnte aber die letzte für längere Zeit gewesen sein.

Gespenst Negativzins auf dem Rückzug

Gespenst Negativzins auf dem Rückzug

Die Schweizer Notenbank senkt den Leitzins – Fortsetzung im Sommer wenig wahrscheinlich

dz Zürich

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt auf Kurs. Im Anschluss an die erste ordentliche Zinssitzung des Jahres kommunizierte SNB-Chef Martin Schlegel am Donnerstag eine weitere Senkung des Leitzinses von 0,5% auf 0,25%. Es war der fünfte Schritt seit März 2024, als der vorausgegangene Zyklus auf dem Höhepunkt von 1,75% zu Ende ging. Die Leitzinssenkung war erwartet worden. Mit 88,3 Rappen pro Dollar und 95,7 Rappen pro Euro bewegte sich die Schweizer Valuta am Donnerstagmittag ziemlich exakt auf dem Vorwochenniveau.

Die meisten Notenbanken legen eine Pause ein

Obschon erwartet, war der Zinsschritt keine Selbstverständlichkeit. Immerhin legen derzeit die meisten Notenbanken auf dem Pfad zu tieferen Leitzinsen eine Pause ein. Diese Möglichkeit hatte die SNB zweifellos auch erwogen. Zwar bewegt sich die Inflation in der Schweiz weit unter der 1%-Marke und die Risiken sind nicht klein, dass sie wieder auf null oder sogar darunter fällt. Doch die inflationären Tendenzen, wie sie seit einiger Zeit in vielen Volkswirtschaften wieder verstärkt zu beobachten sind, gibt es auch in der Schweiz. So ist der Rückgang der Teuerung von 0,7% im November auf 0,3% im Februar größtenteils mit administrierten Strompreissenkungen zu erklären. Löhne und frei fluktuierenden Preise für inländische Dienstleistungen befinden sich eher im Aufwind.

Die SNB rechnet denn auch mit einer Beschleunigung der Teuerung auf durchschnittlich 0,4% im laufenden bzw. auf 0,8% in den kommenden zwei Jahren. Doch diese Teuerung ist selbstredend viel zu niedrig, als dass sie einer Senkung des Leitzinses hätte im Weg stehen können. Freilich hätte die SNB spekulieren können, dass zum Beispiel die amerikanische Zollpolitik oder die nicht nur in Deutschland steigenden Staatsausgaben ein Wiederaufflammen der Teuerung bewirken könnten. Doch die SNB fährt gut damit, ihre Politik auf sichtbare Daten abzustellen. Diese sprechen derzeit eindeutig für eine Zinssenkung.

„Angemessene“ monetäre Bedingungen

Deutlich geworden ist in der aktuellen Kommunikation der SNB aber auch, dass ein noch vor wenigen Monaten befürchteter Rückgang des Leitzinses auf null oder gar darunter noch 2025 wahrscheinlich ausbleiben wird. Mit einem Realzins von nahe null bei einem schwachen, die Kapazitäten der Wirtschaft aber doch knapp auslastenden erwarteten Wachstum von 1% bis 1,5% im laufenden und von 1,5% im kommenden Jahr herrschten in der Schweizer Wirtschaft „angemessene“ monetäre Bedingungen. Diese Formulierung kommt in der SNB-Kommunikation mehrfach vor. Sie bedeutet, dass die Notenbank in einem zwar „sehr unsicheren“ Umfeld bezüglich Inflation und Wirtschaftsentwicklung ein vorläufiges Gleichgewicht gefunden hat. Das lässt eine weitere Leitzinssenkung im Sommer weniger wahrscheinlich erscheinen.

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