Geteiltes Echo auf AKKs Vorschläge

Merkel stellt sich hinter Pläne für Europa - Kritik von SPD, Grünen und FDP

Geteiltes Echo auf AKKs Vorschläge

Reuters/BZ Frankfurt – CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat für ihren Europa-Reformvorstoß demonstrative Rückendeckung von Kanzlerin Angela Merkel und dem CDU-Präsidium erhalten. Die Vorschläge “stehen im Einklang mit den Gedanken der Bundeskanzlerin”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. “Der Aufschlag Kramp-Karrenbauers wurde von allen Mitgliedern des Präsidiums begrüßt”, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nach der Gremiensitzung. Dagegen kam Kritik von SPD, Grünen und FDP. Die CDU-Vorsitzende hatte in der “Welt am Sonntag” eine Antwort auf die europapolitischen Vorstellungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gegeben. Darin sprach sie sich unter anderem für mehr gemeinsame Verteidigungsprojekte bis zu einem europäischen Flugzeugträger. “Jetzt zu sagen, wir brauchen ein einheitliches europäisches Sozialsystem, das halte ich nicht für zielführend”, sagte sie am Montag mit Blick auf das Wohlstandsgefälle in der EU und sprach von einer Aufstellung für den Europawahlkampf. Frankreich reagiert gelassenDer französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux gab sich gelassen. Macron habe mit seinem in Zeitungen aller 28 EU-Staaten erschienenen Artikel darauf abgezielt, dass jeder darauf mit eigenen Vorstellungen reagieren könne. Es sei bemerkenswert, dass Kramp-Karrenbauer nur in drei Punkten eine andere Stoßrichtung vertrete. Neben der Ablehnung eines EU-Mindestlohns nannte er ihren Vorschlag für einen gemeinsamen EU-Sitz im UN-Sicherheitsrat sowie die Verlegung des Europäischen Parlaments komplett von Straßburg nach Brüssel.Kritik erntete Krank-Karrenbauer vom Koalitionspartner SPD sowie von den oppositionellen Grünen und FDP. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf ihr in einem Funke-Interview vor, sie blockiere die Entwicklung der EU. Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Justizministerin Katarina Barley, sagte im Deutschlandfunk, sie finde es unangemessen, dass nicht Kanzlerin Merkel auf den Vorstoß Macrons reagiere. Die FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Nicola Beer, warf der Bundesregierung in der “Neuen Osnabrücker Zeitung” vor, die EU-Grenzschutzagentur Frontex nicht schnell genug ausbauen zu wollen.Kramp-Karrenbauer widersprach derweil dem Eindruck einer neuen Kluft zwischen Deutschland und Frankreich. “Das ist gar kein Riss”, sagte sie auf Welt-TV. Fortschritte in der EU-Politik gebe es immer dann, wenn die traditionell unterschiedlichen Vorstellungen Deutschlands und Frankreichs am Ende zusammenkämen. Sie stimme mit Macron etwa beim Schutz der EU-Außengrenzen, der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, dem Binnenmarkt für Banken überein. “Dass die CDU zum Thema Umverteilen, zum Thema ganz einheitlicher Sozialstandards eine andere politische Auffassung hat …, als das die Franzosen haben, das ist jetzt allerdings nichts Neues”, sagte sie. Budget bleibt unerwähntMacron hatte unter anderem die Einführung eines EU-weiten Mindestlohns vorgeschlagen. Diesem Vorstoß erteilt Kramp-Karrenbauer eine klare Absage. Auf seinen Vorschlag, europäische Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen zu bevorzugen, ging sie in dem Beitrag nicht ein. Einen Eurozonen-Haushalt – schon länger ein Lieblingsprojekt Macrons – erwähnte Kramp-Karrenbauer ebenfalls nicht. Was sie sich aber vorstellen könnte, sei ein EU-Investitionsbudget für gemeinsame Forschungen, Entwicklungen und Technologien.—– Kommentar Seite 1