Gewiefter Stratege als Bidens Stabschef
det – Mit der Ernennung seines langjährigen Beraters Ron Klain (59) zu seinem neuen Stabschef hat der frisch gewählte US-Präsident Joe Biden eine Rückkehr zum politischen Alltag in der US-Hauptstadt eingeläutet. Klain verkörpert das Gegenteil jener schillernden Persönlichkeiten, mit denen sich der amtierende Präsident Donald Trump gern umgibt. Der Jurist ist ein Pragmatiker und strategischer Denker, der in drei verschiedenen Administrationen gearbeitet hat und im Hintergrund unauffällig die Strippen zieht.Als leitender Koordinator für den mächtigsten Mann im Lande wird Klain, Absolvent der Universitäten in Georgetown und Harvard, ab dem 20. Januar ein Amt ausüben, welches als der “zweitschwierigste Job in Washington” gilt. Schon Anfang der neunziger Jahre beriet er den damaligen Senator Joe Biden. Unter Präsident Bill Clinton koordinierte Klain das Bestätigungsverfahren für die kürzlich verstorbene Richterin Ruth Bader Ginsburg. Bald danach holte Clintons Vizepräsident Al Gore den Rechtsanwalt in der Rolle des Stabschefs an Bord.Nach der Wahl im Jahr 2000, in welcher Gore über 500 000 mehr Direktstimmen als sein Gegner George W. Bush erhalten hatte, wurde Klain von dem Demokraten gebeten, den Sieg vor Gericht zu erstreiten. Dass diese Bemühungen schließlich am Obersten Gerichtshof scheiterten, beschreibt Klain heute noch als “Niederlage, die ich nie vergessen werde”. Der dreifache Vater kehrte für einige Zeit wieder in den Privatsektor zurück, unter anderem als Lobbyist für den staatlichen Wohnbaufinanzierer Fannie Mae. Nach dem historischen Wahlsieg Barack Obamas im Jahr 2008 gab er aber erneut den Verlockungen des politischen Geschäfts nach und nahm unter Vizepräsident Joe Biden ein weiteres Mal den Job des Stabschefs an.Dort half der Tausendsassa, das Konjunkturpaket nach der Weltrezession zu koordinieren, organisierte die Reaktion des Weißen Hauses auf die Ebola-Epidemie und half Obama, sich auf Fernsehdebatten vorzubereiten. Dem 46. Präsidenten muss Klain nun den Übergang zur neuen Administration ebnen, den ihm Trump um jeden Preis erschweren will. Nach Bidens Vereidigung wird sein Stabschef dann die heikle Aufgabe zu meistern haben, die Reaktion auf den weiteren Verlauf der Pandemie zu steuern und erneut beim Zimmern eines Konjunkturpakets zu helfen.