Gezerre um Frankreichs künftigen Notenbankchef

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 17.9.2015 Er hatte alles so gründlich geplant. Und doch droht die Rechnung von Frankreichs Staatsoberhaupt François Hollande bei der Nominierung von François Villeroy de Galhau an der Spitze der Banque de...

Gezerre um Frankreichs künftigen Notenbankchef

Von Gesche Wüpper, ParisEr hatte alles so gründlich geplant. Und doch droht die Rechnung von Frankreichs Staatsoberhaupt François Hollande bei der Nominierung von François Villeroy de Galhau an der Spitze der Banque de France nicht aufzugehen. Denn er hatte sie ohne gut 140 Ökonomen gemacht, als seine sozialistische Regierung den ehemaligen stellvertretenden Generaldirektor von BNP Paribas im Frühjahr extra mit der Leitung einer Förderinitiative für mehr Investitionen beauftragte. Damit sollte dem Verdacht vorgebeugt werden, es komme zu Interessenkonflikten, sollte Villeroy de Galhau wie von Hollande gewünscht am 1. November die Nachfolge von Noch-Zentralbankchef Christian Noyer antreten.Doch prominente Wirtschaftswissenschaftler, darunter Thomas Piketty, wollen den Schachzug nicht gelten lassen und die Ernennung Villeroy de Galhaus in letzter Minute verhindern. Die Finanzkommissionen der beiden Parlamentskammern sollten die Nominierung nicht absegnen, fordern sie. “Es ist eine totale Illusion zu behaupten, jemand könne der Bankenindustrie dienen und dann einige Monate später ihre Kontrolle unparteiisch und unabhängig wahrnehmen”, kritisieren sie in einem offenen Brief. Überhaupt, es gebe doch viel besser geeignete Kandidaten für den Posten, etwa EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré.Die Personalentscheidung dürfte Frankreich noch einige Zeit in Atem halten. Denn inzwischen melden sich die Befürworter von Villeroy de Galhau zu Wort. Dazu zählen auch solche, von denen man es nicht erwartet hätte. So ist Zentrumspolitiker François Bayrou eigentlich bekannt für seine Kritik an Präsident Hollande, doch an der Nominierung findet er nichts auszusetzen. Die französischen Banken würden doch gar nicht mehr von der Banque de France kontrolliert, sondern von der EZB, sagte er dem Radiosender “France Info”. Aber das wüssten diejenigen, die jetzt polemisierten, ja eigentlich auch sehr gut.Bleibt die Frage, welche Argumente die Finanzkommissionen der beiden Parlamentskammern stärker beeindrucken. Immerhin wird demnächst das Urteil für François Pérol erwartet. Dem Chef von BPCE werden Interessenkonflikte vorgeworfen, weil er als Wirtschaftsberater von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy zu der Bankengruppe wechselte.——–Die Frage, ob ein Ex-Top-Manager einer Großbank die Zentralbank leiten darf, spaltet das Land.——-