GRIECHENLAND

Gleichung mit Bekannten

Mancher hat sich angesichts der gestrigen Schlagzeilen über eine griechische Finanzlücke an eine lange Eurogruppen-Nacht im vorigen Herbst zurückerinnert. Denn damals kursierte am frühen Morgen eine Tabelle, die bereits einen Fehlbetrag zeigte -...

Gleichung mit Bekannten

Mancher hat sich angesichts der gestrigen Schlagzeilen über eine griechische Finanzlücke an eine lange Eurogruppen-Nacht im vorigen Herbst zurückerinnert. Denn damals kursierte am frühen Morgen eine Tabelle, die bereits einen Fehlbetrag zeigte – seinerzeit mit der Fußnote versehen, dass die Euro-Partner sich darum noch beizeiten kümmern werden. Die Neuigkeit ist also nicht, dass es eine Lücke bei der Finanzierung des Rettungsprogramms für Hellas gibt. Sondern allenfalls, dass sie nicht verschwunden ist. Aber Hand aufs Herz, das sind nun wirklich keine echten News.Welche Schlüsse lassen sich aus alledem ziehen? Dass Griechenland schon lange pleite ist und die Rettungsmanager erneut dabei erwischt worden sind, zu optimistische Ansätze gemacht zu haben? Ja, sicher, das leugnen mittlerweile kaum mehr jene, von denen die Zahlenwerke stammen. Deren Kalkulationen waren am Anfang der Staatsschuldenkrise sicherlich noch Rechnungen mit vielen Unbekannten. Aber spätestens seit dem vergangenen Jahr sind es Gleichungen mit vielen Bekannten. Bekannt ist etwa, dass versprochene Sparmaßnahmen in Griechenland so gut wie nie vollständig durchgeführt und zugesagte Reformen meist nur in Ansätzen umgesetzt werden. Auch dass die geplanten Privatisierungen nicht so recht funktionieren, kann eigentlich niemanden mehr überraschen.Was heißt das nun für den weiteren Umgang mit Griechenland? In diesem Herbst wird es womöglich noch einmal gelingen, sich zusätzlicher Anstrengungen von Griechen (Sparmaßnahmen) und Euro-Partnern (Erleichterungen) zu versichern, um die Lücken – zumindest auf dem Papier – zu schließen. Die zentrale Frage wird damit aber nur bis Frühjahr oder Sommer vertagt. Denn die Rückkehr des Landes an die Märkte ist Illusion. Deshalb werden die Euro-Länder (dann übrigens ohne IWF) über ein erneutes Anschlusspaket nachdenken – und über einen weiteren Schuldenschnitt, der dann die öffentliche Hand träfe.Es wäre vorlaut, heute bereits den Ausgang dieser Debatte prognostizieren zu wollen. Nur so viel sei gewagt: Wenn Länder im Süden – und vor allem Italien – wieder in eine Vertrauenskrise rutschen, dann wird es auch 2014 kaum Regierungen in Euroland geben, die das Risiko einer Ansteckung der Krisenländer untereinander eingehen wollen. Daher ist es gut möglich, dass diesen und nächsten Herbst erneut Papiere über Griechenlands finanzielle Zukunft erstellt werden, in denen die nächsten Lücken bereits programmiert sind.