Globale Schulden auf Rekordniveau

IWF warnt insbesondere vor einer Überschuldung des Privatsektors - Staatliche Kredithilfen im Fokus

Globale Schulden auf Rekordniveau

Die Verschuldung nimmt weltweit immer weiter zu und hat 2015 mit einer Schuldenquote von 225 % des BIP einen Rekordwert erreicht. Hochgefährlich sind dem IWF zufolge dabei vor allem die privaten Verbindlichkeiten. Die Staaten sollten hier eingreifen – auch mit schuldenfinanzierten Mehrausgaben, fordern die Washingtoner Ökonomen.lz Frankfurt – Die weltweit steigende Verschuldung macht den Internationalen Währungsfonds (IWF) zunehmend besorgt. Zum einen dämpft sie das Wachstum, das Grundvoraussetzung einer nachhaltigen Entschuldung sei. Zum anderen steige ob der schieren Höhe der Schulden inzwischen die Gefahr einer neuen Finanzkrise, warnt der IWF im neuen Fiscal Monitor. Aus Sorge vor einem Zinsschock und überbordenden Zinslasten fordern die IWF-Ökonomen die Notenbanken in diesem Zusammenhang daher auf, das niedrige Zinsniveau noch länger beizubehalten.”Das gegenwärtig schwache nominale Wachstum macht eine Anpassung sehr schwierig, und dadurch droht ein Teufelskreis, in dem ein schwaches Wachstum den Schuldenabbau behindert und der Schuldenüberhang die Konjunktur belastet”, heißt es im Bericht. Diese Dynamik erinnere sehr an eine Schuldendeflation, in der fallende Preise die reale Schuldenlast erhöhten, die wiederum zu mehr Deflation führe.Im vergangenen Jahr sind die Schulden außerhalb des Bankensektors dem IWF zufolge auf 152 Bill. Dollar angewachsen, was 225 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Zwei Drittel davon entfallen dabei auf den Privatsektor. Der starke Zuwachs der privaten Verschuldung liegt nach Ansicht des IWF u.a. an den leichteren Finanzierungsmöglichkeiten vor allem in den aufstrebenden Ländern wie China. In vielen Industrieländern hat sich die Verschuldung hingegen wegen des schwachen Wachstums kaum zurückbilden können. Fiskalischer Spielraum geringAngesichts der Komplexität der Entschuldung fordert der IWF zum einen, staatliche Kreditprogramme zurückzufahren. Das dürfte aber nicht im Interesse der Notenbanken – vor allem der Europäischen Zentralbank (EZB) – sein, die in einer höheren Kreditaufnahme ein Schmiermittel für höheres Wachstum sehen, weshalb sie auch Zinsen nach unten schleusen. Zum anderen votiert der IWF für eine konzertierte Bilanzreparatur. Länder mit Schuldenüberhängen sollten dies so bewerkstelligen, dass die Wirtschaft möglichst wenig leidet. Das gilt laut IWF vor allem für Europa, wo ein schwaches Bankensystem die Konjunkturerholung behindert, und in China, wo die hohe Unternehmensverschuldung die Gefahr eines unkontrollierten Schuldenabbaus heraufbeschwört. Eine voreilige Straffung der Finanzpolitik in Volkswirtschaften mit einem schwachen Bankensystem sollte möglichst vermieden werden.Konkret werden Subventionen für die Verlängerung von Kreditlaufzeiten angeführt oder die Vergabe entsprechender Garantien. Die Programme sollten allerdings eine Selbstbeteiligung der Begünstigten und falls nötig ein Insolvenzverfahren vorsehen, um Moral Hazard zu vermeiden.Allerdings räumt der IWF ein, dass der fiskalische Spielraum angesichts der vielerorts hohen staatlichen Verschuldung nur sehr gering ist. In finanziell besseren Zeiten habe man versäumt, die nötigen fiskalischen Puffer aufzubauen, kritisiert er. Der Fokus staatlicher Ausgabenprogramme müsse daher auf Wachstum stimulierende Instrumente gelegt werden, zugleich sei eine Normalisierung des Inflationsniveaus Voraussetzung, was wiederum Aufgabe der Notenbanken sei.Mit Sorge betrachtet der IWF die gestiegene private Verschuldung speziell in einigen “systemisch wichtigen” Schwellenländern. Ausdrücklich weist er hier auf China hin. Das könne “nicht nur zu neuen Finanzkrisen führen, sondern auch das Wachstum schwächen, weil Konsum- und Investitionsbereitschaft eingeschränkt sind”.