Globaler Datenaustausch gegen Steuerflucht

Finanzbranche stellt sich auf OECD-Standard ein

Globaler Datenaustausch gegen Steuerflucht

hip London – Große Vermögensverwalter haben mit den Vorbereitungen auf den globalen automatisierten Austausch von Steuerdaten begonnen. “Stein um Stein wird die Welt umgebaut”, sagte Roger Exwood, Head of Product Tax beim Asset Manager BlackRock, der in Europa rund 1 Bill. Dollar verwaltet, auf einer Veranstaltung von BNY Mellon in London. Bereits im Februar hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen Standard dafür vorgelegt. Am 19. März kündigten 44 Länder an, den Common Reporting Standard (CRS) schnell einzuführen. Als Stichtag wurde der 1.1.2016 avisiert. Noch in diesem Monat will der OECD-Steuerausschuss eine ausführliche Kommentierung und technische Lösungsansätze dazu vorlegen, wie sich ein Rahmen dafür in Kraft setzen lässt. Im September soll das Thema den Finanzministern der G 20 vorgelegt werden. Die “schnelle Umsetzung eines neuen einheitlichen globalen Standards für den automatischen Austausch von Steuerdaten” stand gestern auch auf der Tagesordnung der G 7-Staatschefs, die in Brüssel zusammenkamen.”Wann die Verträge unterzeichnet werden, darüber kann man nur spekulieren”, sagte Lorraine White, Head of EMEA Securities Tax & U.S. Tax Services bei BNY Mellon. Zudem müssten auf nationalstaatlicher Ebene dann auch noch entsprechende Gesetze verabschiedet werden.Alles begann damit, dass man sich im US-Kongress über Steuerflucht erregte, insbesondere über Amerikaner, die Steuern vermeiden wollten. Die umstrittenen US-Vorgaben durch Fatca (Foreign Account Tax Compliance Act) waren nur der Anfang der internationalen Diskussion. Washington musste erkennen, dass es für die Umsetzung auf die Unterstützung anderer Regierungen angewiesen war. Das unilaterale Vorgehen führte zu bilateralen Vereinbarungen. Großbritannien unterzeichnete im September 2012 als erstes Land ein zwischenstaatliches Abkommen mit den USA. Dann brachte London die Kanalinseln und die Überseeterritorien mit den als “UK Fatca” bekannten Abkommen auf Linie. Die OECD habe mit der Schaffung eines globalen Standards rechtzeitig interveniert, sagte Jorge Morley-Smith, der beim britischen Fondsverband IMA für Steuerthemen zuständig ist. Sie habe “ziemlich gute Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass die Anforderungen von Fatca und ihrem eigenen Berichterstattungssystem aufeinander abgeglichen sind”. Es gebe allerdings noch technische Schwierigkeiten, etwa wenn von Managern börsennotierter Fonds erwartet werde, dass sie ihre Kunden kennen. Zweifel an VorbereitungChris Mitchell, Head of UK Tax Services bei BNY Mellon, nennt es einen “absoluten administrativen Alptraum”, die Sicherheit der Steuerdaten zu gewährleisten. Man bewege sich hin zu einer Datenbanklösung, die aktuelle Angaben zum Wohnort der Kunden enthalten müsse. Das sei teuer. Ob die zusätzlichen Steuereinnahmen das wert seien, müsse sich zeigen. Mitchell erwartet, dass die britischen Abkommen im OECD-Standard CRS aufgehen. Die USA würden aber an Fatca festhalten. Eine völlige Vereinheitlichung sei ohnehin nicht zu erwarten. Wie sich an der EU-Richtlinie zur Besteuerung von Zinserträgen gezeigt habe, gab es bei der Umsetzung Unterschiede in den einzelnen Ländern, “und diese waren ziemlich bedeutend”. Großbritannien werde am 1.1.2016 bereit für CRS sein, bei manchen anderen habe er so seine Zweifel.