Globaler Schuldenberg wächst deutlich

Independent Credit View warnt vor Fehlallokationen und Blasenbildung - EZB in der QE-Falle

Globaler Schuldenberg wächst deutlich

arp Frankfurt – Die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten steigt immer weiter an. Laut dem in Zürich ansässigen Kreditresearchunternehmen Independent Credit View (I-CV) stieg die relative Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal des Jahres auf 238 % – verglichen mit 185 % im Jahr 2008. Das geht aus der noch unveröffentlichten Länderstudie 2019 der Ratingagentur hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt. USA und China im FokusAls Haupttreiber für die steigende Verschuldung macht I-CV neben Unternehmen und Haushalten insbesondere die USA und die Schwellenländer und hier vor allem China aus. “Schulden wachsen schneller als die Wirtschaft und erweisen sich leider als beständiger”, heißt es in der Studie. Die Ratingagentur warnt vor einer “weiterhin imminenten Gefahr” von Fehlallokationen und Blasenbildung.Obgleich sich einige große Volkswirtschaften wie Japan, die USA, Frankreich und Italien schwertun würden, die Verschuldung zurückzufahren, lasse sich bei Industrienationen eine Tendenz zum graduellen Schuldenabbau beobachten. Dafür rollten Schwellenländer das Feld von hinten auf, so I-CV. Gerade in rohstoffsensitiven Ländern wie Brasilien, Chile oder Peru halte der Schuldenanstieg an.Gute Nachrichten kämen aus der Europäischen Union, so die Ratinganalysten. Denn viele Staaten wiesen positive Primärbilanzen aus, profitierten von niedrigen Zinskosten und sind innerhalb der 3-Prozent-Defizitgrenze. “Durch die erneute Unterstützung der Zentralbanken hat sich die Lage entschärft”, so René Hermann, Leadautor der I-CV-Länderstudie.Einen Seitenhieb auf die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kann sich das Unternehmen trotzdem nicht verkneifen. Sie mache Geldpolitik für das schwächste Euro-Mitglied, nämlich Italien. Die italienische Wirtschaft hat I-CV zufolge erst in diesem Jahr wieder die gleiche Größe wie 2004 erreicht und die italienischen Pro-Kopf-Einkommen lägen real tiefer als vor 20 Jahren. Zudem beklagen die Studienautoren, dass die Wirkung der EZB-Geldpolitik auf die Realwirtschaft ungewiss und der Spielraum für weitere Aktionen beschränkt ist. Allerdings merken die Autoren auch an, dass ein Ausstieg aus den Wertpapierkäufen (Quantitative Easing, QE) die Euro-Schuldenkrise zurückbringen könnte. Die Euro-Staaten würden sich zu sehr auf das billige Geld verlassen. Zudem dürfte die lockere Geldpolitik der EZB die Exzesse im Bereich Haushalts- und Unternehmensschulden noch weiter akzentuieren. Sechsmal die BestnoteInsgesamt weist die I-CV-Länderstudie 2019 zwei Hochstufungen auf: nämlich Finnland (“AA+”) und Griechenland (“B+”). Zur Begründung wird eine verbesserte Fiskalsituation bei Primärüberschuss und Schuldenreduktion angeführt. Das von Protesten erschütterte Hongkong hingegen wurde wegen der sich verschlechternden politischen und sozialen Rahmenbedingungen auf “A+” herabgestuft. Die Bestnote “AAA” verteilte I-CV 2019 an Deutschland, die Schweiz, die Niederlande, Norwegen und Schweden, sowie – außerhalb Europas – an Singapur.