Goldman prophezeit neuen Kapitalabfluss aus China
nh Schanghai – Die prononcierte Abschwächung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar wird laut einer Einschätzung von Goldman Sachs den Kapitalabfluss aus China im vergangenen Monat wieder angeheizt haben. Die Experten der US-Investmentbank rechnen damit, dass sich die Devisenabflüsse im Juni auf etwa 49 Mrd. Dollar summiert haben – das wäre fast doppelt so viel wie das im Mai registrierte Volumen in Höhe von 25 Mrd. Dollar.Eine solche Entwicklung würde dafür sprechen, dass chinesische Exporteure und private Anleger erneut verstärkt Anstrengungen unternehmen, ihre Gelder in fremde Währungen zu konvertieren, um wechselkursbedingte Einbußen zu vermeiden. Allerdings dürfte die gegenwärtige Situation sich weniger brisant darstellen als noch zum Jahreswechsel. Im Dezember und Januar waren die Fremdwährungsabflüsse mit jeweils rund 125 Mrd. Dollar im Monat auf Rekordwerte angeschwollen und hatten Befürchtungen eines destabilisierenden Kapitalexodus und einer raschen Dezimierung der chinesischen Devisenreserven genährt. Zentralbank handeltExperten verweisen darauf, dass sich die Wechselkurserwartungen etwas stabilisiert haben. Zuletzt gelang es der Zentralbank, den im freien Handel gebildeten Spotkurs unter der Marke von 6,70 Yuan je Dollar zu halten. Allerdings befindet man sich auf diesem Mitte Juli erreichten Niveau bei einem Fünfjahrestief des Yuan zum Dollar. Gegenwärtig laufen die Prognosen auf eine Abschwächung der chinesischen Valuta gegenüber dem Dollar auf ein Niveau bei etwa 6,80 zum Jahresende hin. Neben verstärkten Devisenmarktinterventionen haben die chinesische Zentralbank und andere Behörden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um eine Kapitalflucht von Investoren zu unterbinden.Als ein Stabilisator dürften sich auch verstärkte Emissionen von Dollarbonds seitens chinesischer Staatsunternehmen erweisen, die ihre auf ausländischen Anleihemärkten eingesammelten Mittel nach China zurückbringen. Im zweiten Quartal sah man entsprechende Begebungen seitens chinesischer Staatskonzerne in Höhe von knapp 19 Mrd. Dollar. Dies liegt etwa 80 % über dem Durchschnitt der vorangegangenen Quartale, zeigt eine Aufstellung des Datenanbieters Bloomberg.Analysten betonen, dass die via Dollaremissionen nach China zurückgeschleusten Gelder für sich genommen nicht umfangreich genug seien, um die chinesische Kapitalabflussrechnung wesentlich zu entlasten. Der Trend dürfte aber im dritten Quartal weiter anhalten. Zuletzt hatte sich die Bank of China mit einem insgesamt 3 Mrd. Dollar schweren sogenannten Green Bond hervorgetan. Gegenwärtig sondiert auch die China Development Bank bei Investorentreffen in Hongkong und Singapur eine größere Dollaremission.—– Leitartikel Seite 8