Goldman warnt vor neuen China-Risiken

Kreditboom und Inflation fordern Geldpolitik heraus

Goldman warnt vor neuen China-Risiken

nh Schanghai – Chinas neueste monetäre Daten offenbaren nach Einschätzung der China-Ökonomen von Goldman Sachs neues Gefahrenpotenzial. Zwar hat sich Chinas Wirtschaft zuletzt wieder stabilisiert und steht anders als im Februar vergangenen Jahres derzeit nicht auf der “globalen Sorgenliste’ ganz oben, doch sind neue Bremseffekte zu befürchten, die aus einer zu erwartenden geldpolitischen Straffung entstehen. So gibt es keine Anzeichen für eine harte Landung der Wirtschaft, doch wird es in jedem Fall zu einer neuerlichen Abkühlung der Wirtschaft kommen, heißt es bei der Investmentbank. Rekordhohe FinanzierungenFür einige Unruhe sorgen die jüngsten Daten der Zentralbank, die einen zuletzt wieder gewaltigen Kredit- und Finanzierungsschub offenbaren. Das auch als Total Social Financing bezeichnete aggregierte Finanzierungsvolumen, das neben der Bankenkreditvergabe auch Schattenbankaktivitäten und Wertpapierfinanzierungen umfasst, ist im Januar auf einen monatlichen Rekordwert in Höhe von 3,74 Bill. Yuan (gut 500 Mrd. Euro) gestiegen. Dies verträgt sich schlecht mit der von Chinas Regierung und Zentralbank propagierten Linie, sich im neuen Jahr besonders auf die Kontrolle von Finanzstabilitätsrisiken zu fokussieren und die Eindämmung der Verschuldung im Unternehmens- und Finanzsektor stärker anzugehen.Was die Ökonomen beunruhigt, ist die Frage, wie sich das sogenannte Deleveraging als Gebot der Stunde auf die weitere Wirtschaftsaktivität auswirkt. Da die Stabilisierung der Wirtschaft zu einem großen Teil auch auf monetäre Stimulierungseffekte und einen Kreditboom zurückgeführt werden kann, ist bei einer entsprechend gedrosselten Gangart nun wieder mit einer verstärkten Abkühlung der Wirtschaft zu rechnen, betont Goldman.Jüngste Inflationsdaten lassen die Frage aufkommen, ob es weiteren geldpolitischen Handlungsbedarf im Sinne einer Straffung der Zügel gibt. Chinas Verbraucherpreise sind im Januar von 2,1 % auf 2,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat hochgeschnellt. Dabei spielen zwar auch saisonale Effekte rund um das chinesische Neujahr eine Rolle, doch sehen die Experten Anzeichen für eine breitere Reflationierung der Wirtschaft. Dies gilt insbesondere auf der Ebene der Produzentenpreise, die im Januar mit einem Anstieg um 6,9 % nach zuvor 5,5 % im Dezember einen neuerlichen Schub erfahren haben und nach dem Durchbrechen einer langjährigen Deflationsphase im Herbst nun regelrecht davongaloppieren. Vorsichtige LinieZwar reagiert die chinesische Zentralbank in der Regel nicht sonderlich nervös auf Entwicklungen an der Erzeugerpreisfront, doch gibt es in jedem Fall nun neuen Anlass für eine insgesamt restriktivere Gangart. Dabei sehen die Goldman-Ökonomen die Gefahr, dass eine monetäre Straffung harte Anpassungsreaktionen im Finanzsektor lostritt und sich sehr rasch dämpfend auf das wirtschaftliche Aktivitätsniveau auswirkt. Bei der Zentralbank selbst werden denn auch vorsichtige Töne angeschlagen. In einem zur Wochenmitte veröffentlichten Arbeitspapier wird von der Notwendigkeit eines vorsichtigen und graduellen Schuldenabbaus gesprochen, bei dem Marktkräfte eine entscheidende Rolle zu spielen hätten. Dabei gelte es Liquiditätskrisen wie auch Vermögenspreisblasen zu bekämpfen.