Goldzahn will nicht zu güldenem Turmbauer
Die Politprominenz hat Donald Trump bereits weitgehend verscheucht. Der gesamte Bush-Clan mit den zwei Ex-Präsidenten George und George W. sowie dem gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Jeb will dem republikanischen Parteitag in Cleveland fernbleiben. Das gilt auch für Trumps Vorgänger, den unterlegenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Zudem haben zahllose weitere Parteigrößen sich noch nicht festlegen wollen, ob sie im kommenden Monat in Cleveland zur Unterstützung des streitbaren Milliardärs in die Stadt des neuen NBA-Meisters fahren wollen.Die Vermutung, Trump werde seine Rhetorik in den kommenden Wochen zügeln, um wählbarer zu erscheinen, scheint sich indes nicht zu erfüllen. Am Mittwoch äußerte er sich angesichts des Terroranschlags in Istanbul einmal mehr positiv zum Thema Foltern, bezeichnete das geplante transpazifische Freihandelsabkommen als “Vergewaltigung unseres Landes” und bezeichnete die US-Führung als “dumm”, weil sie sich seinen Ansichten nicht anschließe.Wer soll nun für diesen Mann in Cleveland werben? Offenbar Sportstars. Trump hat jede Menge US-Größen aus Sport und Unterhaltung auf seine Seite ziehen können, die der Veranstaltung in Cleveland noch mehr Promi-Faktor verleihen sollen, als es seine Krönung zum Präsidentschaftskandidaten fraglos schon tut. Trump lässt eine regelrechte Hall of Fame des US-Sports aufmarschieren. So kommt etwa Mike Ditka, der legendäre Football-Coach der Chicago Bears. Illinois gilt als ein möglicher Swing State, den Trump den Demokraten gerne abluchsen würde. Auch der ehemalige Indiana-University-Basketballtrainer Bobby Knight, der Trump in seinem Staat schon einen deutlichen Vorwahlsieg eingebracht hatte, will dem Bauunternehmer und Fernsehstar in Cleveland zur Seite stehen.Laut Trump-Mitarbeitern ist der Kandidat zudem in Gesprächen mit dutzenden Musik-, Film- und Sportstars, so dass die Liste der sicheren Zusagen schnell wachsen werde, hieß es.Eine prominente Absage erhielt Trump allerdings am Mittwoch. Der ehemalige Schwergewichtsboxweltmeister “Iron” Mike Tyson hat seine schlagkräftige Unterstützung verweigert. Der Mann mit dem Goldzahn trifft also nicht erneut auf den Mann mit den güldenen Bürotürmen. Trump hatte in den neunziger Jahren als Boxpromoter mal einen Kampf für Tyson organisiert. Schon früh im Wahlkampf hatte der Mann, der wegen Vergewaltigung mehr als drei Jahre im Gefängnis saß und seinem Boxwidersacher Evander Holyfield beim späteren Comeback einen Teil des Ohrs abbiss, die Bewunderung für den New Yorker Milliardär zum Ausdruck gebracht.Nach seinen Skandaljahren war es um den Ex-Boxer zuletzt wieder deutlich ruhiger geworden. Mit einer Broadway-Soloshow hatte er vor ein paar Jahren einen Achtungserfolg in der Unterhaltungsindustrie. Darauf folgten einige kleinere Film- und Fernsehrollen, in denen er meist sich selbst spielte. Obwohl Tyson in den USA eine umstrittene Figur ist, freute sich Trump ursprünglich über dessen Unterstützung. “Mike Tyson unterstützt mich, ich liebe das”, erklärte er im April in Indiana. “Ihr müsst wissen, dass mich all die harten Kerle unterstützen. Das mag ich sehr.”Offenbar reicht die Unterstützung nun aber doch nicht so weit. Nachdem Ex-Frau Ivanka Trump erklärt hatte, es gebe Gespräche mit Tyson und anderen Athleten, meldete sich eine Sprecherin des ehemaligen Boxweltmeisters zu Wort und verkündete, er werde sicher nicht für Trump in Cleveland auftreten. Im Gegenteil, er werde sich nicht einmal in der Nähe von Cleveland aufhalten. Trump bezeichnete daraufhin die Aussage, Tyson sei um einen Auftritt gebeten worden, als Lüge. Er verspricht dennoch, dass seine Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten ein Event von “Gewinnern” werde und nicht das typische Politikertreffen.Bei der Musik wird Trump allerdings auf andere Bands setzen müssen, als er es selbst wohl gerne hätte. Lieder von Adele, den Rolling Stones und REM, die Trump gerne auf seinen ersten Wahlkampfveranstaltungen abspielte, darf er nicht mehr nutzen. Dass sie nach Cleveland kommen, gilt als ausgeschlossen.