NOTIERT IN NEW YORK

Google zieht in die Keksfabrik

Das Zentrum der US-Technologiebranche ist das Silicon Valley, die Metropolregion zwischen San Francisco und San Jose in Kalifornien. Zu den am schnellsten wachsenden Standorten der Branche gehört seit Jahren aber auch New York, genauer Midtown South...

Google zieht in die Keksfabrik

Das Zentrum der US-Technologiebranche ist das Silicon Valley, die Metropolregion zwischen San Francisco und San Jose in Kalifornien. Zu den am schnellsten wachsenden Standorten der Branche gehört seit Jahren aber auch New York, genauer Midtown South in Manhattan, also die Gegend südlich der 34. Straße bis hinunter nach Downtown, ungefähr auf Höhe der Canal Street. Seit sich der Internetkonzern Google 2006 im ehemalige Bürogebäude der Hafenbehörde der US-Bundesstaaten New York und New Jersey an der Eighth Avenue eingemietet hat und spätestens seit die Alphabet-Tochter 2010 den 1932 ein Jahr nach dem Empire State Building fertiggestellten Komplex für 1,9 Mrd. Dollar ganz übernommen hat, hängen immer mehr US-Technologiefirmen, Start-ups und internationale Konkurrenten hier ihre Firmenschilder vor die Tür. Seit 2010 ist die Zahl der Technologieunternehmen in New York City nach Einschätzung offizieller Stellen um rund ein Viertel auf knapp 8 000 gestiegen. Seit der Finanzkrise hat die Branche in der Stadt rund 80 000 neue Jobs geschaffen und damit einen größeren Teil zum Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt beigetragen als die Finanzindustrie. Die Büromieten in South Midtown sind derweil von rund 30 Dollar auf mehr als 100 Dollar pro Quadratfuß explodiert, was sich für einen Quadratmeter auf gut 1 000 Dollar summiert. *Die gestiegenen Mieten dürften einen Teil dazu beigetragen haben, dass sich die Branche zuletzt auch in anderen Gegenden umgesehen hat. Im vergangenen Jahr stiegen die von Technologiefirmen angemieteten Flächen in New York zwar um 9 % auf mehr als 3,6 Millionen Quadratfuß. Der Anteil von Midtown South lag nach Angaben des Marktforschers Colliers aber zum ersten Mal seit dem Jahr 2010 unter 50 % der Mietverträge mit der Branche, nachdem es im Jahr zuvor noch rund zwei Drittel gewesen waren. Zwar hat der Online-Händler Amazon im Herbst Büros mit einer Fläche von 360 000 Quadratfuß auf Höhe der 31. Straße angemietet, die in diesem Jahr bezogen werden sollen. Den schwedischen Streamingdienst Spotify, der derzeit an einem Listing ohne IPO bastelt, zog es indessen auch mit seinen neuen Büros in Richtung Wall Street. Der Mietvertrag für eine Fläche von 378 000 Quadratfuß in einem der neuen Gebäude am World Trade Center war für den Büromarkt in Lower Manhattan laut Colliers der bisher größte Deal mit einer Technologiefirma. Auch nördlich der 34. Straße schaut sich die Branche nach Büros um. Der Datenbank-Spezialist Mongo DB hat für 106 000 Quadratfuß am Broadway unterschrieben und der Instant-Messaging-Dienst seinen Mietvertrag im ehemaligen Gebäude der “New York Times” verlängert. Die Büroflächenanbieter vom Tech-Start-up Wework haben sich kurzerhand für 850 Mill. Dollar das ehemalige Hauptgebäude von Lord & Taylor an der Fifth Avenue gekauft. Der Anteil der Technologiebranche am gesamten New Yorker Büromarkt lag 2017 unverändert bei knapp 10 %. *Midtown South ist aber längst nicht aus der Mode. Mieter aus den Branchen Finanzen, Versicherung und Immobilien haben ihre Aktivitäten in dieser Gegend im vergangenen Jahr fast verdoppelt und hier mehr als ein Drittel der von ihnen in New York bezogenen Flächen angemietet, berichtet Colliers. Die Anziehungskraft auf die Technologiebranche bleibt ebenfalls hoch. So hat auch der deutsche Softwarekonzern SAP im vergangenen Jahr eine neue Niederlassung gleich südlich der 34. Straße eröffnet, wo an den Hudson Yards ein spektakulärer Bürogebäudekomplex entsteht. Für den nächsten Meilenstein in der Entwicklung von Midtown South dürfte erneut Google sorgen. Laut US-Medienberichten hat der Internetkonzern für gut 2 Mrd. Dollar das Gebäude am Chelsea Market gegenüber dem 2010 erworbenen Port Authority Building gekauft. In dem 1,2 Millionen Quadratfuß großen Komplex hatte die Alphabet-Tochter zuletzt rund ein Drittel der Fläche angemietet. Der Verkäufer Jamestown hatte die ehemalige Keksfabrik 2011 zu einer Bewertung von knapp 800 Mill. Dollar erworben.