Griechenland rutscht in Rezession

BIP schrumpft im ersten Quartal leicht - Besserung erwartet

Griechenland rutscht in Rezession

Reuters/dpa-afx Athen – Der konjunkturelle Ausblick für den Euroraum als Ganzes ist zu Beginn des zweiten Quartals recht positiv – das Sorgenkind Griechenland ist allerdings in die Rezession gerutscht. Im Auftaktquartal ist das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Statistikamt Elstat um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen, nachdem es im Schlussabschnitt 2016 um 1,2 % geschrumpft ist. Ökonomen sprechen bei zwei aufeinanderfolgenden Minusquartalen von einer Rezession.Experten machen für den Rückschlag die schleppenden Verhandlungen der Regierung mit den internationalen Geldgebern über neue Finanzhilfen mitverantwortlich, die Unternehmen und Verbraucher lähmten. Das habe zu einer starken Verunsicherung geführt, sagte Ökonom Nikos Magginas von der National Bank. Griechenland und seine Gläubiger hatten sich erst Anfang Mai auf neue Sparprogramme geeinigt, die am 22. Mai von den Euro-Finanzministern abgesegnet werden sollen. Erst dann ist der Weg frei für neue Milliarden aus dem Hilfspaket. Sparprogramm vorgelegtAm späten Samstagabend hat der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos dem Parlament ein neues hartes Sparprogramm vorgelegt. Das Spar- und Reformpaket habe ein Volumen von bis zu 4,9 Mrd. Euro, berichtete die griechische Finanzpresse nach einer ersten Lesung. Griechenland braucht im Juli mehr als 7 Mrd. Euro, um nicht pleitezugehen. Die Sparmaßnahmen sollen stufenweise von 2019 an in Kraft treten. Das Parlament soll das Sparprogramm noch diese Woche am späten Donnerstagabend billigen. Für Regierungschef Alexis Tsipras gilt die Billigung als weitere Kraftprobe. Er hat mit 153 von 300 Abgeordneten nur eine knappe Mehrheit im Parlament.Um Griechenlands Reformprogramm ging es auch bei einem Treffen von Tsipras mit der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, am Rande einer Wirtschaftskonferenz am Sonntag in Peking. Lagarde und Tsipras hätten über die nächsten griechischen Schritte, über die weitere Umsetzung vereinbarter Reformen und die Unterstützung durch Griechenlands Partner gesprochen, teilte der IWF mit. Dabei sei es auch um angemessene Maßnahmen zur Schuldenerleichterung gegangen.Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaft im laufenden Frühjahrsquartal wieder in die Wachstumsspur zurückkehrt. “Die Dynamik dürfte sich in den kommenden Monaten bessern”, sagte Eurobank-Chefvolkswirt Platon Monokroussos. Ein Grund dafür sei die erwartete “starke Tourismussaison”. Viele Urlauber bleiben aus Angst vor Anschlägen und der politisch unsicheren Lage einst populären Zielen wie der Türkei und Ägypten fern, wovon Griechenland profitiert.Die EU-Kommission hat erst in der vergangenen Woche ihre Wachstumsprognose 2017 für das Land auf 2,1 % von zuvor 2,7 % gesenkt. Sie begründete dies unter anderem mit der Unsicherheit rund um das Reformpaket. Die griechische Regierung hat am Wochenende die Wachstumsprognose von ebenfalls 2,7 % auf 1,8 % zurückgeschraubt. Portugal kommt weiter voranPortugal, das ebenfalls lange als Sorgenkind in Euroland gegolten hatte, kommt hingegen weiter voran. Das BIP legte Angaben des nationalen Statistikamts INE zufolge im ersten Quartal um 1,0 % zu. Ökonomen hatten erwartet, dass die Wirtschaft wie schon im Schlussabschnitt 2016 um 0,7 % vorankommt. Für 2017 veranschlagt die EU-Kommission ein Plus von 1,8 %. Portugal konnte 2014 nach einer schweren Schuldenkrise ein internationales Rettungsprogramm verlassen. Das Euro-Land hatte insgesamt 78 Mrd. Euro von der EU und dem IWF erhalten.Die Eurozone als Ganzes ist im ersten Quartal um 0,5 % gewachsen. Am heutigen Dienstag will Eurostat Details bekannt geben.