Großbritannien bleibt für Investoren attraktiv
hip London – Großbritannien hat im vergangenen Jahr trotz der Ungewissheit rund um den Brexit im europäischen Standortwettbewerb um ausländische Unternehmensinvestitionen den Spitzenplatz belegt. Wie einer Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Ernst & Young zu entnehmen ist, führte das Land mit insgesamt 1 054 Investitionsprojekten die Liste an, vor allem dank der Unternehmen, die ihr Engagement im Vereinigten Königreich ausweiteten. Allerdings sank die Zahl der Projekte im Vorjahresvergleich um 13 %. Deutschland verzeichnete den ersten Rückgang seit 2005. Nach 1 124 Projekten im Vorjahr wurden dort 2018 nur noch 973 Investitionsprojekte in Deutschland gezählt – ebenfalls 13 % weniger. Dadurch schob sich Frankreich mit 1 027 Investitionsprojekten an Deutschland vorbei auf Rang 2.Im britischen verarbeitenden Gewerbe brach die Stimmung im Mai unerwartet ein. Der Markit/CIPS-Einkaufsmanagerindex knickte von 53,1 Zählern im April auf 49,4 ein. Das war der niedrigste Wert seit der unmittelbaren Reaktion auf das EU-Referendum im Juni 2016, die den Index im Folgemonat belastet hatte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 52,2 Punkten gerechnet. “Die Malaise im verarbeitenden Gewerbe hat sich im Mai intensiviert, als Firmen Lagerbestände weiter abbauten, die sie vor dem ursprünglichen Fristende für den Brexit aufgebaut hatten”, schrieben die Volkswirte von Barclays in einer ersten Reaktion. Einige Firmen hätten angegeben, dass manche Kunden ihre Beschaffungsketten aus Britannien hinaus verlegt hätten. Das könnte bedeuten, dass ein Teil der Schwäche nicht vorübergehender Natur ist.Der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson eröffnete seine Kampagne für die Wahl zum Parteivorsitz mit einem Video, in dem er einen Statisten fragt: “Wenn ich gewinne, verlassen wir die EU am 31. Oktober – mit oder ohne Deal. Würde Sie das dazu bewegen, zurückzukommen und wieder konservativ zu wählen?” Natürlich bejaht das der Befragte in dem Werbevideo. US-Präsident Donald Trump nannte Johnson in einem Interview mit der “Sunday Times” einen Freund. “Er würde einen guten Job machen”, sagte er kurz vor seinem Staatsbesuch in Großbritannien. “Er wäre exzellent.” Die Briten sollten die 39 Mrd. Euro Austrittsgebühr erst bezahlen, wenn die EU nachgebe, riet Trump.