hip London – In Großbritannien droht angesichts steigender Infektionszahlen ein erneuter Lockdown. Der britische Premierminister Boris Johnson will zwar Schulen und Universitäten offen und die Wirtschaft am Laufen halten. Doch forderte er die Briten dazu auf, nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. Die eigentlich für Oktober vorgesehene Rückkehr der Zuschauer in die Fußballstadien wird nicht stattfinden. An Hochzeiten dürfen nur noch 15 Personen teilnehmen. Mitarbeiter des Einzelhandels müssen fortan Masken tragen.Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ging noch einen Schritt weiter und untersagte Besuche in anderen Haushalten. Sollte sich die Übertragungsrate nicht unter 1 drücken lassen und das Verhalten der Bevölkerung sich nicht ändern, drohen auch in England “signifikante” weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Johnson will sich nach Redaktionsschluss in einer Fernsehansprache an die Nation wenden.Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, forderte unterdessen die Regierung dazu auf, innezuhalten und den für Ende Oktober angekündigten Ausstieg aus der Lohnsubventionierung durch das Coronavirus Job Retention Scheme zu überdenken. Er wolle Schatzkanzler Rishi Sunak nicht die Hände binden, sagte Bailey, der sich dafür aussprach, bestimmte Sektoren gezielt anzugehen. Die Notenbank hatte bereits festgestellt, dass die Hilfsmaßnahmen von bestimmten Branchen stärker in Anspruch genommen werden. Zuvor hatte Whitbread, die Muttergesellschaft der Hotelkette Premier Inn, angekündigt, 6 000 Stellen zu streichen.Im Unterhaus stand eine weitere Abstimmung über das umstrittene Binnenmarktgesetz (Internal Market Bill) auf der Tagesordnung, mit dem sich die Regierung für den Fall, dass es mit Brüssel zu keiner Einigung auf ein Freihandelsabkommen kommt, eine Hintertür offenhalten will. Angesichts einer Mehrheit von 80 Mandaten und der Unterstützung der nordirischen Unionisten für das Gesetz musste Johnson nicht fürchten, dass ihm das Parlament die Gefolgschaft versagen würde.