Großbritannien gibt Sparpolitik auf - Leitzins auf historischem Tief

WHO stuft Verbreitung des Coronavirus als Pandemie ein - Merkel kündigt Liquiditätshilfen an

Großbritannien gibt Sparpolitik auf - Leitzins auf historischem Tief

hip/wf London/Berlin – Großbritannien hat im Kampf gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie geld- und fiskalpolitische Maßnahmen kombiniert. Zuerst senkte die Bank of England den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 0,25 %. Das historische Tief war zuletzt nach dem Volksentscheid für den EU-Austritt erreicht worden. Die Zinssenkung wurde von einem umfassenden Maßnahmenpaket begleitet, das die Kreditvergabe fördern soll – insbesondere mit Blick auf den Geldbedarf kleiner und mittelgroßer Unternehmen. Die bei der Zentralbank angesiedelte Bankenaufsicht warnte die Institute zugleich davor, die durch eine Lockerung der Kapitalanforderungen frei werdenden Mittel zur Zahlung höherer Dividenden oder Boni zu nutzen.Gegen Mittag legte Schatzkanzler Rishi Sunak seinen Haushaltsentwurf vor, der für die kommenden Jahre öffentliche Investitionen vorsieht, wie es sie im Vereinigten Königreich seit den 1950er-Jahren nicht mehr gegeben hat. Speziell für die Begrenzung der Folgen der Pandemie sind 30 Mrd. Pfund vorgesehen. Einige Banken kündigten an, erkrankten Hypothekenschuldnern zu ermöglichen, Zahlungen um bis zu drei Monate aufzuschieben.In Berlin rief gestern Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bevölkerung zu Solidarität und Vernunft auf. Die Regierung werde das Notwendige “entschlossen, besonnen und schnell” tun, sagte sie. “Wir halten uns an den Expertenrat.” Es gehe darum, Zeit bei der Ausbreitung des Virus zu gewinnen, damit das Gesundheitssystem genügend Kapazität für chronisch Kranke und alte Menschen habe, für die das Virus Todesgefahr bedeutet. An konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung bereits Hilfen über ein verbessertes Kurzarbeitergeld für die Unternehmen auf den Weg gebracht. Merkel kündigte an, dass die Bundesregierung noch in dieser Woche Liquiditätshilfen zur Verfügung stellen wird, besonders auch über die KfW. Mit der Wirtschaft suche die Regierung den Dialog.Seit gestern Abend wird die Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 nun von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Pandemie eingestuft. Laut WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat sich das Virus inzwischen in 115 Länder ausgebreitet, fast 4 300 Menschen sind gestorben. – Nebenstehende Kommentare Schwerpunkt Seiten 4 und 5 Personen Seite 12