Volkswirte verschätzten sich

Haushaltswächter geben Fehler zu

Die unabhängigen Haushaltshüter vom britischen Office for Budget Responsibility haben „echte Fehler“ zugegeben. Mit ihren Schätzungen zur öffentlichen Neuverschuldung lagen sie schon wieder daneben. Sie fiel deutlich niedriger aus.

Haushaltswächter geben Fehler zu

Britische Haushaltshüter geben "echte Fehler" zu

Öffentliche Neuverschuldung deutlich geringer als erwartet – Labour holt bei Nachwahlen zwei Unterhausmandate

hip London

Die unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility (OBR) haben in ihrem jüngsten Rückblick auf die eigenen volkswirtschaftlichen Vorhersagen „echte Fehler“ zugegeben. Die vom Statistikamt ONS veröffentlichte öffentliche Neuverschuldung lag im September erneut deutlich unter der Prognose des OBR. Damit hätte Premierminister Rishi Sunak mehr finanziellen Spielraum für Wahlgeschenke.

Differenzen „unvermeidlich“

„In einem wesentlichen Ausmaß sind Differenzen zwischen tatsächlichen Ergebnissen und vorangegangenen Prognosen angesichts der Vorhersagen über den Gang der wirtschaftlichen Entwicklung und ihrer Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen innewohnende Schwierigkeit, die zuletzt durch unvorhersehbare Schocks verstärkt wurde, unvermeidlich", heißt es im Bericht des OBR. „Aber einige Abweichungen gehen auf echte Fehler zurück, die vor Fertigstellung der Prognosen korrigiert worden wären, wenn wir sie entdeckt hätten."

20 Mrd. Pfund weniger neue Schulden als erwartet

Wie das ONS unterdessen mitteilte, belief sich die öffentliche Neuverschuldung im September auf 14,3 Mrd. Pfund. Das waren 1,6 Mrd. Pfund weniger als im September vergangenen Jahres. Volkswirte hatten im Schnitt 18,3 Mrd. Pfund auf der Rechnung, das OBR hatte 20,5 Mrd. Pfund angesetzt. Im seit April laufenden Finanzjahr hat die Regierung bislang rund 20 Mrd. Pfund weniger neue Schulden aufgenommen als von den Haushaltshütern veranschlagt.

„Echter Silberstreif am Horizont"

Die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins sprach von einem „echten Silberstreif am Horizont". Das passe zu den jüngsten Revisionen des ONS, die nahelegen, dass das Bruttoinlandsprodukt um 2% größer ist als bislang angenommen. Setzen sich die guten Nachrichten fort, gebe es vielleicht im Frühjahr etwas Spielraum für Steuersenkungen. Sunak käme das entgegen, hat er doch gerade zwei Nachwahlen verloren.

Tory-Wähler bleiben zuhause

Labour holte sich sowohl den ehemaligen Sitz von Chris Pincher (Tamworth), den ein Belästigungsskandal zu Fall brachte, als auch das Mandat der Romanautorin Nadine Dorries (Mid Bedfordshire), die es aus Protest gegen die Politik von Sunak niedergelegt hatte. Der Wahlforscher John Curtis sprach von „extrem schlechten Nachrichten" für die Tories. In beiden Fällen hatten die Tories zuvor eine erhebliche Mehrheit der Stimmen gehabt. Solche Umschwünge in der Wählergunst habe es zuletzt vor dem Labour-Erdrutschsieg 1997 gegeben, der Tony Blair an die Macht brachte.

Die Wahlbeteiligung war äußerst niedrig. Nachdem die Labour-Kandidaten nicht wesentlich mehr Stimmen auf sich vereinigen konnten als bei den vorangegangenen Wahlen, könnte man daraus den Schluss ableiten, dass die früheren konservativen Wähler dieses Mal einfach zuhause geblieben sind.

Das ONS teilte auch mit, dass der Einzelhandelsumsatz im September um 0,9% sank. Volkswirte hatten lediglich ein Minus von 0,4% auf der Rechnung.

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