Britischer Arbeitsmarkt

Britisches Lohnwachstum verlangsamt sich

Das britische Lohnwachstum hat sich in den drei Monaten per Ende November weiter verlangsamt. Inflationsdruck droht von anderer Seite.

Britisches Lohnwachstum verlangsamt sich

Britisches Lohnwachstum verlangsamt sich

Ärztestreik an öffentlichen Krankenhäusern in Wales, Lokführer drohen mit Arbeitsniederlegungen

hip London

In Großbritannien hat sich das Lohnwachstum im November weiter verlangsamt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stiegen die Arbeitseinkommen ohne Sonderzahlungen in den drei Monaten per Ende November um 6,6%. In den drei Monaten per Ende Oktober hatten sie noch um 7,2% zugelegt. Damit konnten sich Arbeiter und Angestellte erneut über höhere Realeinkommen freuen. Berücksichtigt man die Inflation, stiegen die Arbeitseinkommen um 1,4%.

Tempo entscheidet

„Der Anstieg der Realeinkommen ist die notwendige Voraussetzung für eine Wiederbelebung des Verbrauchervertrauens und wird wichtig dafür sein, dass das Vereinigte Königreich eine Rezession vermeidet“, sagte James Richard Sproule, Chefvolkswirt für Großbritannien bei Handelsbanken. Für die Geldpolitiker der Bank of England werde es darauf ankommen, wie schnell die Inflation in den kommenden Monaten zurückgeht.

Volatilität erschwert Vorhersagen

„Für uns ist ziemlich klar, dass das Lohnwachstum den im vergangenen Sommer erklommenen Gipfel von 9% hinter sich gelassen hat“, schrieb der HSBC-Volkswirt Chris Hare. Doch sei angesichts der Volatilität der monatlichen Werte schwer zu sagen, wie schnell die Verlangsamung vonstattengehen werde. Am 2. Februar steht die Bekanntgabe der Ergebnisse der nächsten Sitzung des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) der Notenbank an.

Weniger offene Stellen

Neben dem langsameren Lohnwachstum gab es noch weitere Zeichen der Entspannung am Arbeitsmarkt: Die Zahl der offenen Stellen ging den 19. Monat in Folge zurück. Die Zahl der sozialversichert Beschäftigten schrumpfte im Dezember um 24.000. Die Statistiker wiesen allerdings darauf hin, dass es sich um eine vorläufige Schätzung handelt, die im kommenden Monat revidiert werden dürfte, wenn mehr Daten vorliegen.

Arbeitskämpfe gehen weiter

Im November gingen nur wenig Arbeitstage durch Arbeitskampfmaßnahmen verloren. Das dürfte im Dezember anders gewesen sein. Das neue Jahr begann mit einem sechstägigen Streik der Assistenzärzte an den englischen öffentlichen Krankenhäusern. Derzeit streiken Krankenhausärzte in Wales. Zum Monatsende kündigte die Lokführergewerkschaft ASLEF erneute Streiks an. Das dürfte sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken.

Qatar Energy setzt Lieferungen aus

Der Preisauftrieb könnte dagegen durch die Eskalation im Roten Meer befördert werden. Qatar Energy kündigte zuletzt an, wegen der angespannten Lage die Flüssiggaslieferungen nach Großbritannien vorübergehend auszusetzen. Das Land hat nach einer Reihe energiepolitischer Fehlentscheidungen äußerst begrenzte Speicherkapazitäten. Es verfügt lediglich über ausreichend Gas für 7,5 Wintertage. Das Kohlekraftwerk Ratcliffe-on-Soar wurde bereits wieder angefahren. Weitere Reservekraftwerke gibt es nicht mehr.

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