Britische Konjunktur

Britische Inflation steigt unerwartet

Die britische Teuerungsrate ist im Dezember überraschend gestiegen. Dahinter steckt vor allem die Erhöhung der Tabaksteuer. Prompt verpuffte ein Teil der Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung der Bank of England.

Britische Inflation steigt unerwartet

Britische Inflation steigt unerwartet

Stärkster Rückgang der Wohnimmobilienpreise seit 2011

hip London

In Großbritannien hat der Preisauftrieb im Dezember nicht, wie von Volkswirten erwartet, weiter nachgelassen, sondern etwas zugelegt. Das ließ einen Teil der Hoffnungen auf eine baldige Leitzinssenkung der Bank of England verpuffen. Die Kurse von britischen Staatsanleihen gerieten unter Druck, und das Pfund legte gegen den Dollar zu. Einer der größten Treiber der Teuerung war die von Schatzkanzler Jeremy Hunt bei der Vorstellung des Haushalts (Autumn Statement) im November angekündigte Tabaksteuererhöhung. Auch die Preise für Flugtickets waren stark gestiegen.

Lebensmittel verteuern sich weniger stark

Wie das Statistikamt ONS mitteilte, belief sich die Inflation auf 4,0%. Im November hatte sie noch bei 3,9% gelegen. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem weiteren Rückgang auf 3,8% gerechnet. Entlastung kam von den Lebensmittelpreisen, die zwar weiter stiegen, aber deutlich weniger stark als ein Jahr zuvor. Die Kernrate, in deren Berechnung schwankungsanfällige Komponenten wie Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabakwaren nicht einfließen, verharrte derweil bei 5,1%. Am Markt war ein Rückgang auf 4,9% erwartet worden. Die Teuerung bei Dienstleistungen, die als wichtiger Gradmesser für den inländischen Inflationsdruck gilt, stieg um einen Zehntelpunkt auf 6,4%. Damit liegt sie aber immer noch unterhalb der 6,9%, die die Bank of England noch im November prognostizierte.

„Inflation sinkt nicht in einer geraden Linie“

„Wie wir in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland gesehen haben, sinkt die Inflation nicht in einer geraden Linie“, kommentierte Hunt die Zahlen. „Aber unser Plan funktioniert, und wir sollten daran festhalten.“ Die Inflationsdaten seien eine Erinnerung daran, dass der Weg zum Inflationsziel der Bank of England von 2,0% holprig wird, konstatierten die Volkswirte von Barclays. Die Notenbank geht selbst nicht davon aus, dass es vor Ende 2025 erreicht wird. Am 2. Februar steht die erste Zinsentscheidung des neuen Jahres zur Veröffentlichung an.

Wohnimmobilien werden billiger

Zudem veröffentlichte das ONS seinen Hauspreisindex. Demnach ist der Preis eines Eigenheims im Vereinigten Königreich im November im Schnitt um 2,1% gesunken. Es war der steilste Rückgang seit 2011. Die Preise von Wohnimmobilien fallen damit den dritten Monat in Folge. Im Schnitt kosten eigene vier Wände nun 285.000 Pfund. Das sind 6.000 Pfund weniger als ein Jahr zuvor. Die regionalen Unterschiede sind allerdings enorm. In London beträgt der Durchschnittspreis 505.000 Pfund. Er ging allerdings im Vorjahresvergleich um 6% zurück – so stark wie zuletzt im Finanzkrisenjahr 2009.

Hohe Hypothekenzinsen hallen nach

Der Preisrückgang spiegele lediglich wider, wie trostlos die Lage am Ende des Sommers war, als viele der zugrunde liegenden Transaktionen vereinbart wurden, sagte Sarah Coles, Head of Personal Finance bei Hargreaves Lansdown. Die Hypothekenzinsen hatten im August ein Hoch markiert. Viele Kaufwillige hatten Probleme, die benötigten Mittel aufzunehmen.

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